ÜbersichtProjekt* Service *PresseSponsorenKontakt


 
Ihr Kommentar
Webcam
Segeln
Links
Events
* Editorial

 
Editorial

Prof. Dr. Jürgen Kubisch
 

Der Coutdown läuft !

Die Tage bis zum ersten automatischen Törn von "The RelationShip" sind zu zählen. Entsprechend hoch ist der Adrenalinspiegel aller Beteiligten.

Die verbleibende Zeit wird für intensive Testfahrten in und vor der Bucht von Bayona in Spanien genutzt. Viele mögen bei Spanien und Meer an viel Sonne und Urlaubs-feeling denken. Die nordwestlich Ecke von Spanien (Galicien) ist jedoch eine recht sturmgebeutelte Region mit eher moderaten Temperaturen. Die stürmische Biskaya schickt hier sehr oft ihre Sturmtiefs vorbei und die Dünung des Atlantik geht nicht selten in Höhen von 4 bis 5 Metern.

Vom 24.04. bis 01.05.99 konne ich dies erstmals hautnah erleben. Nachdem die Ingenieur-Crew der Fachhochschule einige wichtige Umbauten und Ergänzungen vorgenommen hatte standen nun Softwaretests für den rauhen Betrieb in Wind und Wellen auf dem Plan. Zuerst erprobten Volker Möhlmann und ich die Kurseinhaltung im Motorbetrieb. Dabei ist es nicht leicht in einer Bucht von ca. 1 Seemeile Breite einen Kursverlauf zu planen, der einerseits genügend Abstand zum Ufer hat und andererseits auch einen Sicherheitsabstand zu den in der Buchtmitte vorhandenen Seezeichen garantiert. Aber wir wollten ja unter realen Bedingungen testen, also muß das Programm eine Einhaltung der vorgegebene Wegpunkte in Länge und Breite auch absichern wenn es mal sehr eng wird.

Gleich der erste Versuch, den wir starteten war ein voller Erfolg. Der Trimaran folgte brav dem Kurs den der Computer ihm berechnet hatte und drehte eine Kurve wenn es der Kursverlauf vorsah. Unserer Meinung nach läßt sich ein Schiff von Hand nicht so exakt steuern wie dies der Autopilot vermag. Da alles so gut lief entschieden wir uns unter Segel zur Marina zurückzufahren. Also hieß es erstmal die neuen Kursdaten laden, den Befehl zum Segelsetzen geben und den Navigator aktivieren. Jetzt hatten alle Computer an Bord etwas zu tun. Der Autopilot steuert den Kurs, den der Navigator ihm berechnet hat und das Segelmanagement sorgt für eine ständige Korrektur der Segelstellung entsprechen dem Windeinfall und der Kursrichtung. Jetzt war richtig Leben im Boot, den alle Aktoren und Sensoren hatten zu tun. Wie konnten uns darauf beschränken Beobachter zu spielen oder die vor uns liegende Bucht von Bayona mit den Bordkameras zu fotografieren.

Wäre da nur nicht dies gelbe Tonne gewesen, die die Fahrwassermitte kennzeichnet. Aus irgend einem Grund steuerte der Trimaran direkt darauf zu, obwohl der berechnete Kurs ca. 150m Abstand auswies. Aber was sind schon 150 m auf dem Wasser. Jetzt hieß es Nerven behalten. Volker war gerade unter Deck und kontrollierte den aktuellen Standort und ich behielt die Tonne im Auge, den Finger immer am Umschalter auf Handbetrieb. In ca. 25m Entfernung blieb die Tonne an Steuerbord, das war knapp. Später erklärt mir Volker das ca. 3 min vergehen, bevor die Handsteuerung aktiv ist. Da sollte man noch was ändern !!

Da wir am nächsten Tag im Besitz gültiger Seekarten waren ließ sich die Ungenauigkeit leicht aufklären. Erstens gibt es da die Mißweisung von 5,5° W und außerdem stimmt die GPS–Position nicht mit der Kartenposition überein. Dies ist kein Problem in den Weiten des Atlantiks, wohl aber in dieser engen Bucht. Zum Glück hatten wir leichten Wind bei unserem ersten Test, so daß alle Komponenten von Hard- und Software nur wenig gefordert waren. Bei weiteren Tests in den folgenden Tagen und Windstärken bis 7 Bft gab es schon noch Probleme in der Abstimmung zwischen Navigator, Autopilot und Segelmanagement, die im try and error mode und ständiger Softwareanpassung zu erproben sind.

Aber dies ist ja gerade die Herausforderung an uns Techniker, die Computer und die angeschlossenen Aktoren zu befähigen als Steuermann, Navigator und Bootsmann zu agieren und unser RelationShip sicher zum Ziel zu steuern. Daran ändert auch die "Zwangsverordnung" eines Begleitbootes nichts, welches nur einen Beobachterstatus hat und nur im Notfall, der sehr unwahrscheinlich ist, eingreifen wird.

Furtwangen, den 15.05.99

Prof. Dr. Jürgen Kubisch
 

Zurück
 

Letzte Änderung: 08.06.2009 © RelationShip-WWW-Gruppe (Prof. Illik)