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Schwäbische Zeitung 11. Juni 1997 Seite: 1 / 2

Experiment 
Unbemanntes Boot soll die Welt umsegeln

 

Die Fachhochschule Furtwangen baut ein Boot, das unbemannt und ferngesteuert um die Welt geschickt werden soll.

Von unserem Redakteur A. Lothar Häring


FURTWANGEN - Ursprünglich wollte Prof. Reiner Schmid nur mal ein Schwerpunktthema setzen, um ein bißchen Werbung für seine Fachhochschule machen, die wie viele andere mit rückläufigen Studentenzahlen zu kämpfen hat. Aber je länger der langjährige und leidenschaftliche Hobbysegler nachdachte, umso mehr faszinierte ihn die Idee von einer unbemannten Weltumseglung. Mehr noch; Hunderttausende sollen per Internet mitmachen können.

Und plötzlich ging alles ganz schnell:

Im Februar präsentierte der 47jährige Professor den Kollegen seine Idee; binnen weniger Tageformierte sich eine Projektgruppe unter der Beteiligung aller acht Fachbereiche (von Maschinenbau bis Recht); und schon kurze Zeit später starteten in der Werkstätte die Arbeiten für ein Modell im Maßstab 1:10. Noch ist es nicht ganz fertiggestellt, da machen sich derzeit nebenan in einer alten Fabrikhalle schon zwei Spezialisten daran, das Fundament für das Superschiff - einen Trimaran (siehe „info") - aufzustellen. Schirmherr des Unternehmens ist Ministerpräsident Erwin Teufel.

___ 30 Jahre Segelerfahrung

Prof. Schmid hat all seine Erfahrungen und Beziehungen aus 30jähriger Segeltätigkeit eingebracht, um dem ehrgeizigen Vorhaben zum Erfolg zu verhelfen. Unter anderem zog er den renommierten Amerikaner Dick Newick als Konstrukteur an Land. Trotzdem sind noch längst nicht alle technischen Probleme gelöst; eine internationale Kooperation soll dabei helfen. Die geht soweit, daß beispielsweise die Segelroute von der Schiffahrtsschule Stettin (Polen) ausgesucht wird. Auch in den anderen Bereichen sind die Verantwortlichen bemüht, alle ihre Kontakte ins Ausland zu nutzen - seien es Hochschulen, Industrie- und Dienstleistungsunternehmen oder Einzelpersonen. Es gibt viele hoffnungsvolle Ansätze, aber  eine der wichtigsten Fragen ist noch nicht geklärt: Über welchen Weg soll die Kommunikation laufen? Die Bemühungen um eine Standleitung verlaufen schleppend. Einen enormen Aufwand erfordern auch die Vorbereitungen für die Zollformalitäten.

Die Zeit drängt: Bereits in einem halben Jahr findet eine erste Testfahrt auf dem Rhein bei Breisach statt; der Transport dorthin geschieht per Hubschrauber. Im Januar wird der Hochsee-Trimaran auf der weltgrößten Bootsmesse in Düsseldorf erstmals einem größerem Publikum gezeigt. Im März und April folgt voraussichtlich eine Probefahrt mit Besatzung („Da müssen wir noch ein paar Verrückte finden") zu Weltausstellung nach Lissabon. Für Juni 1998 ist der Start für die Weltumseglung vorgesehen.

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