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14.11.1998 Seite: 1/1 |
Ministerium verlangt Beiboot für 'The RelationShip'
Furtwangen/Bonn (wt). Der Furtwanger Trimaran 'The RelationShip' darf, wenn überhaupt,
vorerst nur 'an der Leine' in See stechen - dies ist bildhaft ausgedrückt, die Antwort
des Bundesverkehrsministeriums, welche kürzlich aus dem Faxgerät des Projektteams
quoll. In der FH ist deutlich die Verärgerung über die nürokratischen Hürden
zu spüren.
'Gerade gab ich ein Interview bei Radio Bremen', so Prorektor Werner Ruoss gestern vormittag
gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Journalisten geben sich derzeit in der FH wieder
die Klinke in die Hand. Seit das RelationShip-Projekt durch zuvor wenig bedachte seerechtliche
Bestimmungen massiv in Gefahr scheint, nimmt in Deutschland das Interesse der Medien an dem
Weltumsegelprojekt wieder deutlich zu.
In Spanien hingegen, wo der Furtwanger Trimaran derzeit vor Anker liegt, ist 'The RelationShip'
durch eine sehr breite TV-Berichterstattung über Technik und Vision der Schwarzwälder
mit grosser Wahrscheinlichkeit inzwischen bekannter als in Deutschland.
Was das Faxgerät offenbarte, ist die Bedingung des Verkehrsministeriums, bei der ersten
unbemannten Fahrt von Bayona(Spanien) nach La Palma(Kanarische Inseln) ein Begleitschiff
parallel mitfahren zu lassen. Ohne dieses Schiff wird das Auslaufen nicht gestattet:
Die Bedingungen sind klar. Eine solche Auflage ist für die Furtwanger in mehrfacher
Hinsicht eine harte Nuss. So wird zum einen die Grundidee der unbemannten selbstgesteuerten
Fahrt durch ein Zusatzboot unterlaufen, zum Zweiten muss die FH aus Personenen mit vollen
Terminkalendern eine Crew zusammenstellen zum Dritten sind mindestens 40.000 Mark zusätzlich
für das Chartern eines Begleitschiffes auszugeben. 'Bislang haben wir dieses Geld noch nicht',
so Werner Ruoss.
Der Prorektor ist sichtlich verärgert über die Haltung der Behörden:
'Die Politik wünscht sich ständig Forscher, welche Ideen und neue Innovationen
liefern', so Ruoss, 'wenn man diese als Institution dann liefert, so werden plötzlich
enorme bürokratische Hürden zur Umsetzung aufgebaut'.
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Im Abstand von zwei Seemeilen soll das geforderte Begleitschiff 'The RelationShip' an die
'Funkleine' nehmen. Der Trimaran darf sich, wie vorgesehen, selbst steuern, auch soll
primär die Leitstelle in Furtwangen das Schiff überwachen. Falls jedoch etwas sehr
Schwerwiegendes passieren würde, sollte das Begleitschiff direkt eingreifen.
'Das ist nicht ganz so einfach wie es klingt', so Professor Reiner Schmid, Initiator
des Projekts. 'Bei rauher See ist es nicht ungefährlich, dem Segelschiff absichtlich so
nahe zu kommen'. Auch Werner Ruoss hat Bedenken: 'Schliesslich ist 'The RelationShip'
gerade darauf programmiert, anderen Schiffen aus dem Weg zu gehen'.
Ein weiterer Knackpunkt im Seerecht ist neben dem Manövrieren auch die Hilfestellung
für Personen in Seenot. Ist 'The RelationShip' ohne Besatzung, kann zwangsläufig
keine helfende Hand zu rettende Personen aus dem Wasser ziehen. 'Falls auf hoher See ein
groösseres Schiff unterginge, könnte man auf dem Trimaran selbst mit Besatzung
lediglich auch nicht mehr machen als per Funk grössere Rettungsschiffe ordern', so
der FH-Prorektor, 'das ist aber mit der unbemannten 'The RelationShip' auch möglich.
Konkret richten sich nun alle Kräfte des Projektteams auf die Fahrt zu den Kanarischen
Inseln. Zwei Auslauftermine stehen zur Auswahl: entweder Mitte Dezember oder Mai - die jeweils
absehbare Wetterlage lässt andere Zeiten nicht zu.
Technisch muss 'The RelationShip' nach Massgabe des Verkehrsministeriums nicht mehr
wesentlich modifiziert werden. In zwei Wochen sei dies zu bewerkstelligen, so die FH.
Einen Sponsor für das Begleitschiff in kurzer Zeit zu finden, sei wesentlich
schwieriger. Es bleibt spannend.
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