RelationShip

Kieler Nachrichten 10.09.1998
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Mit vollen Segeln für die Forschung

Symposium über Meßtechnik an der Kieler FH Kiel.
Die unbemannte 'The RelationShip' kreuzt mit Satelliten-Steuerung über die Weltmeere. Die Technik wird bei einem Symposium über Meßtechnik an der Kieler Fachhochschule erlätert.

Was hat Meßtechnik mit einem 'sprechenden Ohr' oder der ersten unbemannten Weltumsegelung zu tun? 'Das eine wäre ohne das andere nicht möglich, sagt Prof. Friedrich Ernst Wagner und blättert in den Kurzfassungen der Vorträge zu diesem exotisch anmutenden Themen, die heute und morgen von seinen Kollegen aus ganz Deutschland an der Kieler Fachhochschule im Rahmen eines Symposiums abgehandelt werden.

Dass bei diesem bundesweit ersten Treffen von Fachhochschul-Lehrern der Meßtechnik-Disziplin nicht nur Zahlenkolonnen und Theorien diskutiert werden, beweist ein Blick in die Themenliste des Symposiums. So wird beispielsweise Prof. Robert Hönl von der FH Furtwangen über ein satellitengesteuertes Schiff berichten, das zur Zeit ohne Besatzung über die Weltmeere schippert.
An der Entwicklung dieses elf Meter langen und 9,5 Meter breiten High-Tech-Trimarans (Segelboot mit einem Rumpf und zwei Auslegern) beteiligten sich 160 Studierende sowie acht Professoren aller Fachrichtungen und Mitarbeiter der baden-württembergischen Hochschule. Navigiert wird das aus Kohlefasern, Fiberglas und Zedernholz gefertigte Schiff von zwei rund um die Uhr besetzten Rechenzentren in Furtwangen und Villingen-Schwenningen.

Zweck des durch Sponsorengelder finanzierten Projektes:
'Die Erforschung neuer Wege der automatisierten Steuerung und der Fernsteuerung autonomer Systeme.' Zur Zeit liegt das mit Solarenergie versorgte Schiff noch in Lissabon im Rahmen der Weltausstellung Expo'98 vor Anker. Anschliessend wird es seine Reise über Südafrika, Australien, Neuseeland, Brasilien, USA und Irland fortsetzen, bevor es im Jahr 2000 zur 'Expo am Meer' in Wilhelmshaven wieder zurückerwartet wird.

___ Nicht einem Schiff sondern dem 'sprechenden Ohr' widmet sich der Vortrag von Prof. Götz Buller von der FH in Wismar. Dabei geht es um die Früherkennung möglicher Hörschäden bei Kleinkindern. Dabei erzeugt ein winziges Gerät eine Reizung des Innenohres, welches darauf mit einem 'Klickgeräusch' reagiert. Damit der Arzt diese Schallwellen des 'sprechenden Ohres' für seine Diagnose der möglichen Hörstörung noch genauer erkennen kann, hat Prof. Buller eine spezielle Software entwickelt.
Diese basiert auf einer Simulation sogenannter 'Neuronaler Netze'. Nicht mit 'sprechenden Ohren' aber dafür mit 'schallschluckenden Fenstern' beschäftigt sich der an der Heilbronner FH lehreren Prof. Walter Kästel in seinem Vortrag. Dabei erläutert der Ingenieur ein Verfahren, bei dem in einem Raum Lärm erzeugt wird. In einem durch ein Fenster getrennten Nachbarraum ist davon aber kaum etwas zu hören. Denn ein Lautsprecher erzeugt dort Signale in derselben Lärmfrequenz. Folge: Die aufeinandertreffenden Schallwellen beider Räume heben sich gegenseitig auf, es herrscht Ruhe. Möglich wurde die Methode durch einen digitalen Signalprozessor, der den 'Antilärm' errechnet.

'Ein ähnliches Verfahren wird Mercedes-Benz wohl in absehbarer Zukunft zur Lärmreduzierung in seinen Autos verwenden', erläutert Prof. Wagner die mögliche praktische Umsetzung lärmkompensierender Fenster. Nur eines ärgert den Kieler Hochschullehrer für Meß- und Regeltechnik an der FH und Initiator des Symposiums bei der Durchsicht der vortragsunterlagen:
'Auf die Idee mit der unbemannten Weltumsegelung hätten wir in Kiel auch kommen können. Aber da sind ausgerechnet die Kollegen aus dem Schwarzwald wohl zuvor gekommen. (küp)

Anmerkung der Web-Redation:
The RelationShip liegt in La Coruna, Spanien, nach
Reparatur des Ruderschadens vor Anker.
Start der unbemannten Weltumsegelung ist verschoben worden.


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