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Badische Zeitung Schwarzwälder Bote 13.11.1998
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Trimaran darf nicht allein auf Reisen

Bonner Ministerium stoppt einzigartige Weltumsegelung mit ferngesteuertem Trimaran -
Eine Million Mark in den Sand gesetzt ?


FURTWANGEN. Ein ehrgeiziges Projekt, bei dem zum ersten mal mit einem ferngesteuerten Segelschiff die Erde umrundet werden sollte, droht zu scheitern. Der Fachhochschule Furtwangen wurde jetzt vom Bundesverkehrsministerium untersagt, mit dem Trimaran die Weltumsegelung zu beginnen.

Der rund eine Million Mart teure Trimaran liegt derzeit im spanischen Hafen La Bayona fest. Von dort aus sollte das boot, ganz ohne Besatzungsmitglieder, aber voll mit teurer Technik, demnächst in See stechen. Die Steuerung, das Setzen und Einholen der Segel - alles sollte vom Computer via Internet und Satellit von Furtwangen im Schwarzwald aus erfolgen.

Für due Techniker der Fachhochschule war das Projekt vor allem eine Herausforderung zu zeigen, was mit moderner Kommunikationstechnik möglich ist. Zahllose Unternehmen wurden als Sponsoren gewonnen. So finanziert die Deutsche Telekom beispielsweise die Satellitenkosten für die Fernsteuerung des Bootes (Anmerkung der Web-Redaktion: Leider nur für die Etappe von La Bayona bis La Palma - der Rest der Sat-Übertragung ist noch nicht finanziert!), einem 2,5 Tonnen schweren und elf Meter langen Trimaran, der mit grossem Aufwand an die Nordsee verfrachtet worden war und von dort nach Spanien segelte, mit Besatzung.

Doch die Landratten der Fachhochschule haben sich jetztin den Wirrnissen des internationalen Seerechts verheddert. 'Wir haben einen Erlass auf dem Schreibtisch, der uns verbietet auszulaufen', sagt Rolf Katzsch, Prof. für Wirtschaftinformatik an der FH. Das Boot gehört formal der Bundesrepublik Deutschland. Also ist das Bundesverkehrsministerium international für alles verantwortlich, was auf den Weltmeeren mit dem Trimaran passiert.

___ Zu schaffen macht vor allem die Regel 6 der internationalen Schifffahrtskonvention. Dort heisst es, dass ein Schiff jederzeit in der Lage sein muss, Schiffbrüchige aufzunehmen. Ausserdem muss es jederzeit stoppen lönnen. 'Wir können das im Moment noch nicht garantieren', sagt Katzsch. Bei den ersten Testes, die von Wilhelmshaven bis ins spanische La Coruna führten, brach zweimal die Verbindung zum Boot ab. An Bord waren zu der Zeit noch zwei Mann Besatzung. Jetzt wollte man den Sprung bis zu den Kanarischen Inseln wagen - ohne Besatzung.

Der Erlass des Bonner Ministeriums verzögert das Projekt jetzt auf jeden Fall bis kommenden Mai. Dann will man für 40.000 Mark ein Begleitboot chartern. Nur unter der Voraussetzung, dass das Boot immer an der Seite des Trimarans ist, gibt Bonn wahrscheinlich grünes Licht. Ob es von den Kanaren aus weitergehen wird, ist aber mehr als offen. 'Wir hoffen das Ministerium überzeugen zu können, das kein Begleitboot mehr notwendig ist, weil alles funktioniert', sagt Katzsch. Mehr als eine Hoffnung ist das allerdings nicht.

Ganz einsehen kann man die Starrheit der internationalen Regeln im Schwarzwald nicht so ganz. 'Irgendwie betreten wir ja Neuland. Und dafür müssen offenbar die Regeln erst noch geändert werden', sagt Katzsch. Eine Vollbegleitung durch ein Begleitboot aber können die Furtwanger weder bezahlen, noch ist es sinnvoll. 'Dann wäre der ganze Sinn des Projekts nicht mehr erfüllt', sagt Katzschs Professorenkollege Werner Ruoss. 'Wir haben sämtliche technischen Probleme gelöst, aber die Sache mit dem Seerecht haben wir nur zweitrangig behandelt', sagt der Professor. Das stellt sich jetzt als vielleicht verhängnisvoller Fehler heraus.

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