FURTWANGEN. Ein ehrgeiziges Projekt, bei dem zum ersten mal mit einem ferngesteuerten
Segelschiff die Erde umrundet werden sollte, droht zu scheitern. Der Fachhochschule
Furtwangen wurde jetzt vom Bundesverkehrsministerium untersagt, mit dem Trimaran die
Weltumsegelung zu beginnen.
Der rund eine Million Mart teure Trimaran liegt derzeit im
spanischen Hafen La Bayona fest. Von dort aus sollte das boot, ganz ohne
Besatzungsmitglieder, aber voll mit teurer Technik, demnächst in
See stechen. Die Steuerung, das Setzen und Einholen der Segel - alles sollte vom
Computer via Internet und Satellit von Furtwangen im Schwarzwald aus erfolgen.
Für due Techniker der Fachhochschule war das Projekt vor allem eine Herausforderung
zu zeigen, was mit moderner Kommunikationstechnik möglich ist. Zahllose Unternehmen
wurden als Sponsoren gewonnen. So finanziert die Deutsche Telekom beispielsweise die
Satellitenkosten für die Fernsteuerung des Bootes (Anmerkung der Web-Redaktion:
Leider nur für die Etappe von La Bayona bis La Palma - der Rest der
Sat-Übertragung ist noch nicht finanziert!), einem 2,5 Tonnen schweren
und elf Meter langen Trimaran, der mit grossem Aufwand an die Nordsee verfrachtet worden war
und von dort nach Spanien segelte, mit Besatzung.
Doch die Landratten der Fachhochschule haben sich jetztin den Wirrnissen des internationalen
Seerechts verheddert. 'Wir haben einen Erlass auf dem Schreibtisch, der uns verbietet
auszulaufen', sagt Rolf Katzsch, Prof. für Wirtschaftinformatik an der FH. Das Boot
gehört formal der Bundesrepublik Deutschland. Also ist das Bundesverkehrsministerium
international für alles verantwortlich, was auf den Weltmeeren mit dem Trimaran
passiert.
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Zu schaffen macht vor allem die Regel 6 der internationalen Schifffahrtskonvention.
Dort heisst es, dass ein Schiff jederzeit in der Lage sein muss, Schiffbrüchige
aufzunehmen. Ausserdem muss es jederzeit stoppen lönnen. 'Wir können das
im Moment noch nicht garantieren', sagt Katzsch. Bei den ersten Testes, die von
Wilhelmshaven bis ins spanische La Coruna führten, brach zweimal die Verbindung
zum Boot ab. An Bord waren zu der Zeit noch zwei Mann Besatzung. Jetzt wollte man den
Sprung bis zu den Kanarischen Inseln wagen - ohne Besatzung.
Der Erlass des Bonner Ministeriums verzögert das Projekt jetzt auf jeden Fall bis
kommenden Mai. Dann will man für 40.000 Mark ein Begleitboot chartern. Nur unter
der Voraussetzung, dass das Boot immer an der Seite des Trimarans ist, gibt Bonn
wahrscheinlich grünes Licht. Ob es von den Kanaren aus weitergehen wird, ist
aber mehr als offen. 'Wir hoffen das Ministerium überzeugen zu können, das
kein Begleitboot mehr notwendig ist, weil alles funktioniert', sagt Katzsch. Mehr als
eine Hoffnung ist das allerdings nicht.
Ganz einsehen kann man die Starrheit der internationalen Regeln im Schwarzwald nicht so
ganz. 'Irgendwie betreten wir ja Neuland. Und dafür müssen offenbar die Regeln
erst noch geändert werden', sagt Katzsch. Eine Vollbegleitung durch ein Begleitboot
aber können die Furtwanger weder bezahlen, noch ist es sinnvoll. 'Dann wäre der
ganze Sinn des Projekts nicht mehr erfüllt', sagt Katzschs Professorenkollege Werner
Ruoss. 'Wir haben sämtliche technischen Probleme gelöst, aber die Sache mit
dem Seerecht haben wir nur zweitrangig behandelt', sagt der Professor. Das stellt sich
jetzt als vielleicht verhängnisvoller Fehler heraus.
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