Furtwangen
/ La Coruna (shl) Erleichtertes Aufatmen beim
RelationShip-Team der Fachhochschule: Die Biskaya ist bezwungen!
Nach der schwierigsten und gefährlichsten Etappe des gut
1000 Seemeilen langen, bemannten Testtörns Richtung Lissabon
liegt 'The RelationShip' sicher im Hafen von La Coruna an der
spanischen Nordwestküste. Dort soll der Drei-Rumpf-Segler
noch in den nächsten Wochen für seine unbemannte
Weltumsegelung fit gemacht werden.
Mit einem gut ausgestatteten Werkstattwagen starteten die Furtwanger
Schiffsbauer nun in Richtung Galizien. Trotz stürmischer Winde,
die ihn bis zu 15 Knoten schnell vorantrieben, und starkem Wellengang
habe sich das Furtwanger High-Tec-Schiff auf der mehrtägigen
Hochsee-Etappe über die Biskaya im Prinzip bewährt, berichtet
Jürgen Kubisch im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Der
elektronische Autopilot habe das Schiff weitgehend eigenständig
über den Atlantik gesteuert.
Die Kinderkrankheiten im Zusammenspiel zwischen den Hydraulikmotoren
und der komplizierten Regelelektronik, die die Crew in der Vergangenheit
zu mehreren ausserplanmässigen Zwischenstops gezwungen hatten,
scheinen nun ausgestanden. Allein das Ruder machte den Skippern einen
Strich durch die Rechnung. Unter den Belastungen der rauhen See verbog
es sich so stark, dass es unbrauchbar wurde und der Trimaran sich nicht
mehr lenken liess.
Die Skipper sahen sich schliesslich gezwungen, den Seenotrettungsdienst
in Anspruch zu nehmen, um das Schiff die letzten Seemeilen bis zum
Hafen schleppen zu lassen.
Gut zwei Wochen soll der dreirüpfige Segler nun in der Marina von
La Coruna vor Anker liegen. Ein neues, verstärktes Ruder wird
eingebaut, das Radar in Betrieb genommen. Viele Kleinigkeiten, die sich
auf dem bemannten Törn als untauglich erwiesen haben, sollen
nachgebessert werden.
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Ideale Voraussetzungen für diese Arbeiten bietet dem Hochschulteam
ein Werkstattwagen der ehemaligen 'Nationalen Volksarmee', den Kolmenhofwirt
Franz Dold zur Verfügung gestellt hat. Fabrikneu und mit allen
technischen Raffinessen ausgestattet, wurde das 9 Tonnen schwere Gefährt
eins ein Opfer der deutschen Wiedervereinigung. Die Nationale Volksarmee
hörte auf zu existieren, die Bundeswehr zeigte kein Interesse an dem
guten Stück. So kam der Wagen mit zehn baugleichen Exemplaren auf die
Baar. Franz Dold erstand ihn vor Jahren als Liebhaberstück. Noch sind
die Werkzeuge originalverpakct, der Tacho zeigt kaum 1000 Kilometer.
Ein brandneuer Generator dient der Stromversorgung, eine eigene Seilwinde
kommt den Schiffbauern gerade recht um den 'Tri' aus dem Wasser zu hieven.
Nur die ehemals eingebaute Feldschmiede musste weichen, um für Computer
und Elektronik Platz zu schaffen. Nachdem sie den Wagen mit einem nagelneuen
Anstrich und FHF-Emblem versehen und bei der Zulassungsstelle eine befristete
Zulassung erreicht hatten, machte sich ein fünfköpfiges Team aus
furtwangen nun mit dem Armeefahrzeug und einem Kleinbus auf den langen Weg
nach La Coruna. Mindestens drei Tage wird die Fahrt nach Galizien dauern.
Seine letzte Etappe bis Lissabon steht dem Trimaran im September bevor.
Nur wenige Tage soll er dann unterhalb des deutschen Expo-Standes auf dem
Tejo vor Anker liegen, bevor es heisst 'Leinen los' für den ersten
unbemannten Törn um die Welt.
Auf seiner ersten unbemannten Etappe soll 'The RelationShip' von
Lissabon bis zu den Kanarischen Inseln segeln, wo er, hoffentlich
unbeschadet, wieder von einer menschlichen Crew in Empfang genommen
werden wird.
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