RelationShip

Südkurier 20.08.98: Seite: 1/1

Biskaya ist bezwungen

Furtwanger Trimaran schafft die gefährliche Überfahrt

Furtwangen / La Coruna (shl) Erleichtertes Aufatmen beim RelationShip-Team der Fachhochschule: Die Biskaya ist bezwungen! Nach der schwierigsten und gefährlichsten Etappe des gut 1000 Seemeilen langen, bemannten Testtörns Richtung Lissabon liegt 'The RelationShip' sicher im Hafen von La Coruna an der spanischen Nordwestküste. Dort soll der Drei-Rumpf-Segler noch in den nächsten Wochen für seine unbemannte Weltumsegelung fit gemacht werden.

Mit einem gut ausgestatteten Werkstattwagen starteten die Furtwanger Schiffsbauer nun in Richtung Galizien. Trotz stürmischer Winde, die ihn bis zu 15 Knoten schnell vorantrieben, und starkem Wellengang habe sich das Furtwanger High-Tec-Schiff auf der mehrtägigen Hochsee-Etappe über die Biskaya im Prinzip bewährt, berichtet Jürgen Kubisch im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Der elektronische Autopilot habe das Schiff weitgehend eigenständig über den Atlantik gesteuert.

Die Kinderkrankheiten im Zusammenspiel zwischen den Hydraulikmotoren und der komplizierten Regelelektronik, die die Crew in der Vergangenheit zu mehreren ausserplanmässigen Zwischenstops gezwungen hatten, scheinen nun ausgestanden. Allein das Ruder machte den Skippern einen Strich durch die Rechnung. Unter den Belastungen der rauhen See verbog es sich so stark, dass es unbrauchbar wurde und der Trimaran sich nicht mehr lenken liess.

Die Skipper sahen sich schliesslich gezwungen, den Seenotrettungsdienst in Anspruch zu nehmen, um das Schiff die letzten Seemeilen bis zum Hafen schleppen zu lassen.

Gut zwei Wochen soll der dreirüpfige Segler nun in der Marina von La Coruna vor Anker liegen. Ein neues, verstärktes Ruder wird eingebaut, das Radar in Betrieb genommen. Viele Kleinigkeiten, die sich auf dem bemannten Törn als untauglich erwiesen haben, sollen nachgebessert werden.

___ Ideale Voraussetzungen für diese Arbeiten bietet dem Hochschulteam ein Werkstattwagen der ehemaligen 'Nationalen Volksarmee', den Kolmenhofwirt Franz Dold zur Verfügung gestellt hat. Fabrikneu und mit allen technischen Raffinessen ausgestattet, wurde das 9 Tonnen schwere Gefährt eins ein Opfer der deutschen Wiedervereinigung. Die Nationale Volksarmee hörte auf zu existieren, die Bundeswehr zeigte kein Interesse an dem guten Stück. So kam der Wagen mit zehn baugleichen Exemplaren auf die Baar. Franz Dold erstand ihn vor Jahren als Liebhaberstück. Noch sind die Werkzeuge originalverpakct, der Tacho zeigt kaum 1000 Kilometer. Ein brandneuer Generator dient der Stromversorgung, eine eigene Seilwinde kommt den Schiffbauern gerade recht um den 'Tri' aus dem Wasser zu hieven.

Nur die ehemals eingebaute Feldschmiede musste weichen, um für Computer und Elektronik Platz zu schaffen. Nachdem sie den Wagen mit einem nagelneuen Anstrich und FHF-Emblem versehen und bei der Zulassungsstelle eine befristete Zulassung erreicht hatten, machte sich ein fünfköpfiges Team aus furtwangen nun mit dem Armeefahrzeug und einem Kleinbus auf den langen Weg nach La Coruna. Mindestens drei Tage wird die Fahrt nach Galizien dauern.

Seine letzte Etappe bis Lissabon steht dem Trimaran im September bevor. Nur wenige Tage soll er dann unterhalb des deutschen Expo-Standes auf dem Tejo vor Anker liegen, bevor es heisst 'Leinen los' für den ersten unbemannten Törn um die Welt.

Auf seiner ersten unbemannten Etappe soll 'The RelationShip' von Lissabon bis zu den Kanarischen Inseln segeln, wo er, hoffentlich unbeschadet, wieder von einer menschlichen Crew in Empfang genommen werden wird.

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