Die
Fachhochschule Furtwangen schickt einen
High-Tech-Trimaran auf Weltreise. "The
RelationShip" ist mit modernster Elektronik
ausgerüstet und hat keinerlei Besatzung an Bord. Von KLAUS KRAUSS
Hamburg. Professoren und
Studenten der Fachhochschule Furtwangen wollen
beweisen, das ein Segelboot ganz ohne Besatzung
auf den Weltmeeren fahren kann. Das zu diesem
Zweck gebaute "Geisterschiff" ist ein
11,30 Meter langer und 9,20 Meter breiter
Trimaran, der auf den Namen "The
RelationShip" getauft wurde.
Allein von einem Computer an
Bord gesteuert und von zwei Leitstellen an Land
überwacht, wird das drei Millionen Mark teure
Dreirumpf-Boot eine 50.000 Kilometer lange Reise
um die Welt antreten. Anstelle eines Skippers
manövriert dabei der autonome Steuermechanismus
und übernimmt die gesamten seemännischen
Aufgaben : Segel setzen ,Reffen ,Wenden ,Halsen
,Beidrehen und Aufschießen . Mittels Sensoren im
Mast und auf dem Segel werden Informationen über
die Druckbelastung geliefert,
Beschleunigungssensoren im Bug und Heckliefern
Daten für eine bessere Ansteuerung der Wellen.
Bei Bedarf wird die Steuerung
von der Leitstelle an Land übernommen: Alle
relevanten Daten des Seglers und seiner Umgebung
werden mit Inmarsat M ( Übertragung
komprimierter Bilddaten, aktiv nur nach Bedarf )
und Inmarsat C (Übertragung von Meßdaten,
Sollwerten und Befehlen) gesendet. Der Leitstand
kann daher auch die Funktionen übernehmen, die
sonst ein Skipper an Bord hat: Analyse von
Wetterdaten, Routenplanung nach Wettersituation,
Erstellung der Kursvorgabe und Überwachung der
Bordinstrumente.
Die Idee für das
ungewöhnliche Projekt hatte Rainer Schmid,
Professor des Fachbereichs Inforamtionssysteme.
"Auf einer interdisziplinären Plattform
wollen wir gemeinsam etwas Innovatives,
Einmaliges schaffen. Das Projekt soll real und
zugleich Symbol sein - Symbol für
Unternehmertum, Einsatzfreude und gegen
verkrustete Denkweise zu vieler
Bedenkenträger," erklärte der
hochseegeprüfte Segler.
Vor zwei Wochen hatte Schmid
den unbemannten Trimaran das erste Mal zu Wasser
gelassen. Die Jungfernfahrt verlief bei schwachen
Winden problemlos. "Das per Computer
gesteuerte Ruder reagierte beim ersten Probetörn
auf der Jade sehr ausgeglichen", berichtet
Schmid. Das Rig konnte seine Haltbarkeit
allerdings noch nicht unter Beweis stellen:
"Da müssen wir uns auf das verlassen was
wir während der Konstruktionsphase
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zusammengerechnet
haben". Gestern
(nach Redaktionsschluß dieser Seite) sollte der
zweieinhalb Tonnen schwere Trimaran zur ersten
Etappe nach Lissabon aufbrechen - allerdings noch
mit einem Zweier-Team als Aufpasser an Bord. Erst
Ende August beginnt die völlig unbemannte
Weltumsegelung.
Doch auch dann wird "The
RelationShip" nicht ohne menschliche
Begleiter in den Zielhäfen der einzelnen Etappen
einlaufen können. Innerhalb der
Zwölf-Seemeilen-Zone und bei der Einfahrt in die
Häfen muß eine kleine Besatzung an Bord sein,
um die Schiffsführung zu kontrollieren und
Unfälle zu verhindern.
Auf hoher See allerdings ist
der Trimaran auf sich allein gestellt. Lediglich
die drei installierten Kameras werden dort ein
Auge auf das Schiff werfen. Die so gewonnen
Aufzeichnungen sollen als Standbild im Internet
abrufbar sein, "So lassen sich nicht nur
für die Leitstelle wichtige Umgebungsdaten
abrufen, sondern die globale virtual Community
kann online dabei sein", freut sich
Professor Martin Aichele, zuständig für die
visuelle Dokumentation.
Unter Wassersportlern ist das
Projekt allerdings aufgrund ungeklärter
Sicherheitsfragen umstritten. Denn trotz
modernster Technik fehlt dem
"Geisterschiff" jener Ausguck, der in
den internationalen Seerechtsbestimmungen der
International Maritime Organisation zur
Kollisionsvermeidung gefordert wird.
Die Initiatoren halten dagegen
, daß die Kameras mit ihren Live-Bildern, Radar,
Mikrophone sowie Lautsprecher genügend
Sicherheit für Schiffe in der Umgebung geben.
Zudem verarbeitet der Rechner an Bord die
Beobachtungen aus der Umgebung sofort und könne
auf jede Situation schnell und präzise
reagieren. Der Leitstand, als übergeordnete
Instanz, könne zudem ständig in das Geschehen
eingreifen.
Ob der Trimaran seine Reise
unbeschadet überstehen wird, hängt nicht nur
von der Technik und dem Wetter ab. Schließlich
könnte jemand auf die Idee kommen, "The
RelationShip" für Treibgut zu halten und es
- dem internationalen Seerecht gemäß - in
Besitz zu nehmen. Allerdings würde der neue
"Eigner" dabei nicht unbemerkt agieren:
Die Argusaugen der weltweiten Internetgemeinde
sind schließlich immer live dabei.
"The RelationShip" im
Internet: http://www.relationship.fh-furtwangen.de
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