Wilhelmshaven
/ Furtwangen (shl). Freitag vormittag in der
Neuen Jadewerft am Wilhelmshavener Hannoverkai.
In der Werfthalle herrscht um diese Zeit emsige
Betriebsamkeit. Neben der "Cuxhaven",
dem mächtigen Minensuchboot der Bundesmarine,
die dort ihren Wochenend-Check absolviert, wirkt
der schnittige weiße Trimaran, der auf seinem
Bug das Signet der Fachhochschule und der Stadt
Furtwangen trägt, elegant und fast ein wenig
zerbrechlich. Doch
das RelationShip-Team aus Furtwangen hat für
derlei Vergleiche keine Zeit. Auf, unter und in
dem High-Tec-Schiff werkeln rund ein Dutzend
Männer. In gut 24 Stunden soll der Trimaran vom
Stapel laufen. Kurz vorher, am Samstag vormittag,
ist die Abnahme durch die
See-Berufsgenossenschaft fällig. Denn der als
unbemanntes Schiff konzipierte Segler braucht auf
seiner ersten Etappe mit Kurs Lissabon
Sicherheitsvorkehrungen für seine zwei-köpfige
Mannschaft.
Wo aber ist noch Platz für
Feuerlöscher und Rettungsinsel ? Platz ist
Mangelware auf der RelationShip. Und die Zeit
drängt, am letzten Tag auf der Werft.
Verschraubungen werden angebracht und
Verkabelungen überprüft. Das Segel automatisch
hochgezogen und wieder eingeholt. Eine Öffnung
im Rumpf, durch die gestern erst einer der
Rechner im Hauptrumpf versenkt worden ist, muß
wieder verschlossen und neu laminiert werden.
Volker Möhlmann, der im Team
für die
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Prozeßsteuerung
des Schiffes verantwortlich zeichnet, ist die
kurze Nachtruhe ins Gesicht geschrieben. Der
Prozeßrechner, der vom Computerhirn die
Berechnungen über die anstehenden Manöver
bezieht und die Befehle an die Bordmechanik
weiterleitet, ist das Herz des Schiffes. Doch das
Herz schlägt noch nicht. Während Möhlmann sich
wieder auf seine Aufgabe konzentriert, sind drei
Photografen und ein fünfköpfiges Kamera-Team
auf der Suche nach richtigen Einstellung vom
Trimaran. Sie erwarten Erklärungen vor laufender
Kamera, klettern waghalsig auf dem Schiff herum
und sind eigentlich ständig im Weg. Manfred Eisenmann, der darauf wartet,
den letzten Rechner ins Schiff heben zu können,
erklärt geduldig das Konzept der
Satelliten-Kommunikation für die Journalisten.
Doch ihm und den anderen Beteiligten in der
Werfthalle ist, trotz der konzentrierten Arbeit,
die Anspannung vor dem großen Ereignis
anzumerken. Ein Anflug von Erschöpfung macht
sich breit. Der Count-Down hat begonnen.
Am Samstag hieß es dann
"Leinen los" für das erste autonome
Schiff der Welt, das an der Fachhochschule in
Furtwangen, mitten im Schwarzwald, entwickelt und
gebaut wurde. Von Wilhelmshaven stach es nun,
vollgepackt mit Elektronik, zu seiner
Jungfernfahrt in See.
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