RelationShip

Südkurier 15. Juni 1998: Seite: 1 / 1

RelationShip stach am Samstag in See

Hektik vor der Start - Erste Etappe mit zweiköpfiger Besatzung - Drangvolle Enge an Bord

Wilhelmshaven / Furtwangen (shl). Freitag vormittag in der Neuen Jadewerft am Wilhelmshavener Hannoverkai. In der Werfthalle herrscht um diese Zeit emsige Betriebsamkeit. Neben der "Cuxhaven", dem mächtigen Minensuchboot der Bundesmarine, die dort ihren Wochenend-Check absolviert, wirkt der schnittige weiße Trimaran, der auf seinem Bug das Signet der Fachhochschule und der Stadt Furtwangen trägt, elegant und fast ein wenig zerbrechlich.

Doch das RelationShip-Team aus Furtwangen hat für derlei Vergleiche keine Zeit. Auf, unter und in dem High-Tec-Schiff werkeln rund ein Dutzend Männer. In gut 24 Stunden soll der Trimaran vom Stapel laufen. Kurz vorher, am Samstag vormittag, ist die Abnahme durch die See-Berufsgenossenschaft fällig. Denn der als unbemanntes Schiff konzipierte Segler braucht auf seiner ersten Etappe mit Kurs Lissabon Sicherheitsvorkehrungen für seine zwei-köpfige Mannschaft.

Wo aber ist noch Platz für Feuerlöscher und Rettungsinsel ? Platz ist Mangelware auf der RelationShip. Und die Zeit drängt, am letzten Tag auf der Werft. Verschraubungen werden angebracht und Verkabelungen überprüft. Das Segel automatisch hochgezogen und wieder eingeholt. Eine Öffnung im Rumpf, durch die gestern erst einer der Rechner im Hauptrumpf versenkt worden ist, muß wieder verschlossen und neu laminiert werden.

Volker Möhlmann, der im Team für die

___ Prozeßsteuerung des Schiffes verantwortlich zeichnet, ist die kurze Nachtruhe ins Gesicht geschrieben. Der Prozeßrechner, der vom Computerhirn die Berechnungen über die anstehenden Manöver bezieht und die Befehle an die Bordmechanik weiterleitet, ist das Herz des Schiffes. Doch das Herz schlägt noch nicht. Während Möhlmann sich wieder auf seine Aufgabe konzentriert, sind drei Photografen und ein fünfköpfiges Kamera-Team auf der Suche nach richtigen Einstellung vom Trimaran. Sie erwarten Erklärungen vor laufender Kamera, klettern waghalsig auf dem Schiff herum und sind eigentlich ständig im Weg.

Manfred Eisenmann, der darauf wartet, den letzten Rechner ins Schiff heben zu können, erklärt geduldig das Konzept der Satelliten-Kommunikation für die Journalisten. Doch ihm und den anderen Beteiligten in der Werfthalle ist, trotz der konzentrierten Arbeit, die Anspannung vor dem großen Ereignis anzumerken. Ein Anflug von Erschöpfung macht sich breit. Der Count-Down hat begonnen.

Am Samstag hieß es dann "Leinen los" für das erste autonome Schiff der Welt, das an der Fachhochschule in Furtwangen, mitten im Schwarzwald, entwickelt und gebaut wurde. Von Wilhelmshaven stach es nun, vollgepackt mit Elektronik, zu seiner Jungfernfahrt in See.

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