RelationShip

Südkurier 15. Juni 1998: Seite: 1 / 1

RelationShip auf großer Fahrt

Furtwanger Trimaran ist in See gestochen - 29 000 Kilometer liegen vor dem Schiff

"Leinen los" hieß es am Samstag für das erste autonome Schiff der Welt. An der Fachhochschule in Furtwangen wurde der Elf-Meter-Trimaran "The RelationShip" entwickelt und gebaut. Von Wilhelmshaven stach er nun, vollgepackt mit Elektronik, zu seiner Jungfernfahrt in See. Zwei Ingenieure sind auf der ersten, rund 1450 Seemeilen langen Etappe bis Lissabon an Bord, um die Steuerungssysteme und die Satellitenkommunikation zur Leitstelle im Schwarzwald zu überwachen, bevor der High-Tech-Segler zu seiner Pionierfahrt aufbricht. In 16 Monaten soll die RelationShip ohne Mannschaft einmal rund um den Globus segeln.

Zur Expo 2000 wird der Trimaran zurückerwartet: Die Expo 2000 zählt zu den großzügigsten Sponsoren des rund drei Millionen Mark teuren Forschungsprojektes. In seiner Verknüpfung von menschlicher Intelligenz und Wagnisbereitschaft, technologischer Spitzenleistung und Naturgewalt sei der Trimaran aus Furtwangen ein "idealer Botschafter der Weltausstellung", lobte Marketingchef Thomas Borcholte.

Für den "Vater" der RelationShip, Professor Reiner Schmid, ist es ein stolzer Augenblick, als der Trimaran, begleitet von den Klängen der Hochschulbigband und einer leichten Brise, ablegt. Auf der Kaimauer drängen sich Schaulustige und Kamerateams, Schmid läßt es sich nicht nehmen, die Crew an Bord wenigstens zu begleiten. "Er segelt sich wunderbar", hat der leidenschaftliche Hochseesegler schon bei einem Probeschlag im Hafen festgestellt. Doch für den großen Törn bleibt ihm momentan keine Zeit.

Vor gut 16 Monaten hat der segelbegeisterte Professor mit seiner Idee von der unbemannten

___ Weltumsegelung bei Kollegen in Furtwangen Ungläubigkeit und irritiertes Staunen hervorgerufen. Doch die Idee zündete. The RelationShip wurde zum offiziellen Hochschulprojekt gekürt. Studenten, Mitarbeiter und Professoren der Hochschule für Technik und Wirtschaft - insgesamt fast 200 - machten sich an die Arbeit. Der Hubschraubertransport über den Schwarzwald zum Rhein erregte bundesweit Aufsehen. Auf der "boot" stand der Trimaran im Rampenlicht. Nun muß das Schiff beweisen, daß es tatsächlich das Zeug zum Geisterboot hat, daß das Computerhirn die Signale von Sensoren und Videokameras an Bord zu einer schlüssigen Arbeitsanweisung für den Prozeßrechner verarbeitet, der seinerseits die Kommandos zur Wende oder zum Reffen des Segels an die zahlreichen Motoren weiterleitet. Es muß beweisen, daß der Radarrechner fremde Objekte rechtzeitig erkennt, um ein Notmanöver einzuleiten. Daß die Verbindung zur Leitstelle funktioniert, mit der das Boot notfalls ferngesteuert werden kann. Vor allem aber, daß bei der Automatisierung der unzähligen Handgriffe, die ein Skipper an Bord verrichtet, keiner vergessen wurde.

Bis die RelationShip wieder festmacht, so hoffen die Schiffsbauer, werden rund 29 000 Seemeilen über die Weltmeere hinter ihr liegen. Nur in den sieben Häfen, die das Schiff anlaufen soll und bei seiner letzten Etappe über die verkehrsreiche Nordsee wird wieder eine Crew an Bord sein. Tausende von segelbegeisterten Internetsurfern dürfe der Anblick des schlanken Dreirumpbootes in schäumender Gischt bis dahin vertraut sein (http://relationship.fh-furtwangen.de). Bettina Schmitt-Hönl.

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