RelationShip 
 
Prisma   Ausgabe April 1998: Seite: 1 / 1
 

Schiff ohne Besatzung umrundet die Welt
Unbemannt und ferngesteuert schickt die Fachhochschule Furtwangen ein Boot auf Weltreise. Es legt in Häfen Südafrikas, Australiens und Amerikas an. Muß auf hoher See 300 Tage bei Wind und Wellen Kurs halten. Der Kapitän sitzt derweil im Trockenen, lenkt per Computer. Mit ihm können Hundertausende via Internet 'mitsegeln': Zwei Videocameras, die auf dem Schiff befestigt sind, gewähren Blick auf Sonnenuntergänge und Gewitterwolken - und auf mögliche Hindernisse oder andere Schiffe.

Die spektakuläre Weltumsegelung beginnt im Juni 1998. Die 11,30 Meter lange und 9,50 Meter breite 'RelationShip' ist ein Trimaran (Dreirumpfboot) mit behäbigen 2,5 Tonnen Gewicht. Ein Hubschrauber flog den hochmodernen Koloss von seinem 'Geburtsort' Furtwangen im Hochschwarzwald zum ersten Wasserkontakt an den Rhein bei Breisach - ein Schauspiel, das internationale Beachtung fand. Auch bei der Messe 'boot' in Düsseldorf gehörte der Segler ohne Besatzung zu den Publikumslieblingen.

Das Fachhochschul-Projekt soll zeigen, daß unbemannte Schiffahrt und die Fernsteuerung mit dem Computer über Tausende von Kilometern möglich sind. Die 'Kommandobrücke' des Schiffes in Furtwangen überwacht das Boot rund um die Uhr. Von hier aus wird anhand der Wettersituation vor Ort, der Wettervorhersage und anderer Sensordaten der Kurs des Trimarans festgelegt. Die jeweilige Schiffsposition läßt sich über elektronische Seekarten visualisieren. Die Kameras an Bord helfen, gefährliche Kollisionen zu vermeiden.

Die Studenten, Mitarbeiter und Professoren der Fachhochschule Furtwangen wollen mit ihrem Projekt etwas Innovatives Einmaliges schaffen: High-Tech-Produkt und Ereignis zu gleich. Ideengeber war der erfahrene Hochseesegler Professor Dr. Reiner Schmid, vor Jahren selbst bereits Erbauer und Segler eines Trimarans.

Das Projekt 'TheRelationShip' integriert unterschiedliche Disziplinen wie Informatik, Automatisierungstechnik, Digitale Medien etc. Es will Maßstäbe in internationaler Zusammenarbeit, in technischer Leistung und im Erfahrungsaustausch setzen. Es nutzt moderne Satellitenkommunikation, nautische Innovation und neueste Fernsteuerungssysteme. Die Kosten - rund drei Millionen DM - konnten allesamt durch Eigenleistung, Spenden und Sponsorengelder erbracht werden.
 

___  Wie erfolgt die Steuerung in Hafennähe
Aus jedem Hafen wird der Trimaran von einer Versorgungscrew aus der Zwölfmeilenzone gesegelt und dort von der Besatzung einer der beiden Leitstände der Hochschule (in Furtwangen bzw. Schwenningen) übernommen. Die Leitstandscrew kontrolliert das Schiff rund um die Uhr und dirigiert es zur Zwölfmeilenzone des nächsten Zielhafens, wo es wiederum von einer menschlichen Crew übernommen wird.

Wie schützt man den Trimaran gegen Piraterie
Viel befahrene und für Piraterie bekannte Seestraßen und Meerengen werden nicht unbemannt angesteuert.
Die dem Leitstand bekannte Position des Trimarans wird auch im Internet nicht bekanntgegeben.
Die drei an Bord installierten Kameras ermöglichen uns - außer bei Nebel und nachts bei abgeschalteten Positionslamen - etwaige 'Enterer' zu identifizieren. Diese Bilder würden sogar zu einem besonderen 'Ereignis' im Internet werden.
Die Eintiegsluke, die Rechner und elektronischen Instrumente sind durch ein elektonisches Zugangskontrollverfahren gesichert und somit für etwaige Diebe wertlos.
Der Trimaran ist nur für die Fahrt als Forschungsschiff konstruiert und ausgelegt; bei unberechtigter Inbesitznahme wäre er für einen Besitzer kaum zu verwenden.
Durch die permanente Darstellung des Projektes im Internet und den zunehmenden Bekanntheitsgrad des Trimarans wäre 'TheRelationShip' ähnlich einem berühmten Gemälde nicht verwertbar.
 

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