RelationShip

Nord-West-Zeitung 10. Juni 1998: Seite: 1 / 1

Computer ersetzen den Kapitän

Unbemannter Trimaran "RelationShip" wartet auf Startzeichen für Weltumsegelung

Der unbemannte Trimaran "RelationShip" startet am Sonnabend, 13. Juni, in Wilhelmshaven zu einer Weltumsegelung. Derzeit treffen Ivan Atanosov und Alexander Schniebel die letzten Vorbereitungen.

Das Drei-Rumpf-Boot beginnt seine Reise am Sonnabend in Wilhelmshaven. Die Rückkehr in die Seehafenstadt ist pünktlich zur "Expo 2000" geplant.

Von Carsten Mensing

Wilhelmshaven. Der christliche Seefahrer Christoph Kolumbus hätte es sich vor rund 500 Jahren wohl nicht träumen lassen, daß am Ende des Jahrtausends einmal ein Schiff ohne Besatzung die Erde umsegeln soll. Bei der in Wilhelmshaven ankernden "RelationShip" bestimmen nicht mehr Kapitän und Matrosen über Wohl und Wehe dieses sogenannten Trimarans, sondern Fernsteuerung, Festplatte und Hydraulik.

In dieser Woche ist es nach fast zweijähriger Vorbereitungszeit soweit: Am Sonnabend, 13. Juni, 13 Uhr, bricht das Drei-Rumpf-Boot - wie berichtet - auf eine 30000 Seemeilen lange Reise durch die Weltmeere auf. Nach kurzen Aufenthalten beispielsweise in Kapstadt, Rio de Janeiro und New York soll das mit 300 Kilogramm Elektronik ausgerüstete High-Tech-Wasserfahrzeug der Fachhochschule Furtwangen (Baden-Württemberg) pünktlich zur "Expo am Meer" im Jahr 2000 wieder in der Seehafenstadt festmachen.

___ Zur Zeit werden für die erste 1450-Seemeilen-Etappe nach Lissabon, dem derzeitigen Expo-Standort, die letzten Vorbereitungen abgeschlossen. Ivan Atanosov ist einer von zwei Mann Besatzung, die auf der Jungfernfahrt noch zur Kontrolle mitsegeln. Für insgesamt 45 Tage müssen sich die beiden mit einer rund vier Quadratmeter großen und einen Meter hohen Notkoje zufriedengeben.

"Seit Mitte November 1997 habe ich in der engen Röhre am Ausbau des Bootes mitgearbeitet, da halte ich die restliche Zeit auch noch aus", sagt der 44jährige Maschinenbauingenieur mit stoischer Gelassenheit. Ansonsten ist Atanosov bei der Marinehochschule Varna (Bulgarien) - einer Partnerhochschule von Furtwangen - beschäftigt.

Von Lampenfieber oder gar Hektik ist auch bei Alexander Schniebel nichts zu spüren. "Mast und Kameras sind verkabelt. Jetzt werden noch die Rechner verdrahtet und die beiden Generatoren eingebaut", sagt der 24jährige Wirtschaftsinformatikstudent, der seit Februar während seines Praktikumssemesters bei der Jade-Werft ist, um den Trimaran reisefertig zu machen.

Die Gesamtkosten des ehrgeizigen Projektes, an dem rund 160 Studenten beteiligt sind, beziffert Schniebel auf rund drei Millionen DM. Zwei Drittel des Geldes verschlingt allein ein Satellitenkanal, der fortlaufen Bilder von der Seefahrt ins Internet überträgt.

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