RelationShip

Hannoversche Allgemeine Zeitung 12. Juni 1998: Seite: 1 / 1

 

Zur Expo nach Lissabon - dann um die Welt

Premiere: Ein Computer steuert ein Segelschiff

Von Knut Diers

Mit einem Computer als einzigem Kapitän geht ein elf Meter langes Segelboot am Sonnabend in Wilhelmshaven zu Wasser. In 45 Tagen soll es die Expo in Lissabon erreichen. Dann geht das "RelationShip" auf große Fahrt - in 16 Monaten um die Welt.

Furtwangen/Wilhelmshaven. "Ohne Crew um den Globus, das gab es noch nie", freut sich der Schöpfer des Schiffes, Reiner Schmid. Er ist Professor an der Fachhochschule Furtwangen im Schwarzwald. In kürzester Zeit wurde das elektronische Gefährt dort entwickelt und gebaut. "500 Studenten waren daran beteiligt", sagt der Dozent Stolz.

Die sechs Zentner Elektronik an Bord sind der Kern des Projekts, das im Februar vergangenen Jahres geboren wurde. Schmid ist passionierte Segler, schon seit 20 Jahren. Damals baute der heute 48jährige schon einen Trimaran, ein Boot mit drei Rümpfen. Das gilt als unsinkbar.

Doch die Idee, im Schwarzwald zwischen Freiburg und Donaueschingen ein Segelboot zu bauen, kam Schmid, als er darüber nachdachte: Wie kann ich wieder mehr junge Menschen zum Studium von technischen Fächern gewinnen? "Die einen mieten sich Werbeblöcke im Fernsehen und zeigen formschöne Cafes, wir wollten ein spannendes Projekt bieten", beschreibt der Professor den Hintergrund seines Seglerbaus. "Wir brauchen ein emotionales Ziel", fügt er an.

___ In Furtwangen studieren 2500 Studenten in zehn Fachrichtungen von Medieninformatik über Elektronik und Werkstoffkunde bis Maschinenbau. Die sind mit dem Projekt verflochten. Wirtschaftsinformatiker Rolf Katzsch entwickelte die Werbestrategie mit den Studenten, Sponsoren wurden gefunden, Ministerpräsident Erwin Teufel übernahm die Schirmherrschaft, und das Auswärtige Amt lobte den Beitrag zur Völkerverständigung, da das "RelationShip" in 45 Tagen in Lissabon zur Expo festmacht.

Der Seeweg dahin wird für Schmid die aufregendste Zeit seiner Laufbahn. "Sicher bin ich beim Start in Wilhelmshaven dabei", sagt er, "aber mitfahren kann ich nicht. Ich bin ausgebucht. Dabei habe ich so große Lust". So ganz vertrauen die Landratten ihrem elektronischen Segler allerdings noch nicht, denn zwei Männer sollen in der Mini-Kajute hausen, um zu sehen, ob der Computer auch richtig steuert. 800.000 Mark sind bisher in das Wasserfahrzeug investiert worden.

Nach dem Start am Sonnabend um 13 Uhr am Bontekai der Jadewerft fährt eine Stunde lang ein Begleitboot nebenher. Eine Computerfirma dreht einen Film über das Schiff. Bis Lissabon fährt in Küstennähe ein Kleinbus mit. Abends soll das "RelationShip" anlegen. Dann können Techniker von See und Land ihre Erfahrungen austauschen. Am 5. Oktober 1999 soll das Computerschiff wieder Wilhelmshaven erreichen.

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