Von
Knut Diers Mit
einem Computer als einzigem Kapitän geht ein elf
Meter langes Segelboot am Sonnabend in
Wilhelmshaven zu Wasser. In 45 Tagen soll es die
Expo in Lissabon erreichen. Dann geht das
"RelationShip" auf große Fahrt - in 16
Monaten um die Welt.
Furtwangen/Wilhelmshaven.
"Ohne Crew um den Globus, das gab es noch
nie", freut sich der Schöpfer des Schiffes,
Reiner Schmid. Er ist Professor an der
Fachhochschule Furtwangen im Schwarzwald. In
kürzester Zeit wurde das elektronische Gefährt
dort entwickelt und gebaut. "500 Studenten
waren daran beteiligt", sagt der Dozent
Stolz.
Die sechs Zentner Elektronik an
Bord sind der Kern des Projekts, das im Februar
vergangenen Jahres geboren wurde. Schmid ist
passionierte Segler, schon seit 20 Jahren. Damals
baute der heute 48jährige schon einen Trimaran,
ein Boot mit drei Rümpfen. Das gilt als
unsinkbar.
Doch die Idee, im Schwarzwald
zwischen Freiburg und Donaueschingen ein
Segelboot zu bauen, kam Schmid, als er darüber
nachdachte: Wie kann ich wieder mehr junge
Menschen zum Studium von technischen Fächern
gewinnen? "Die einen mieten sich
Werbeblöcke im Fernsehen und zeigen formschöne
Cafes, wir wollten ein spannendes Projekt
bieten", beschreibt der Professor den
Hintergrund seines Seglerbaus. "Wir brauchen
ein emotionales Ziel", fügt er an.
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In
Furtwangen studieren 2500 Studenten in zehn
Fachrichtungen von Medieninformatik über
Elektronik und Werkstoffkunde bis Maschinenbau.
Die sind mit dem Projekt verflochten.
Wirtschaftsinformatiker Rolf Katzsch entwickelte
die Werbestrategie mit den Studenten, Sponsoren
wurden gefunden, Ministerpräsident Erwin Teufel
übernahm die Schirmherrschaft, und das
Auswärtige Amt lobte den Beitrag zur
Völkerverständigung, da das
"RelationShip" in 45 Tagen in Lissabon
zur Expo festmacht. Der
Seeweg dahin wird für Schmid die aufregendste
Zeit seiner Laufbahn. "Sicher bin ich beim
Start in Wilhelmshaven dabei", sagt er,
"aber mitfahren kann ich nicht. Ich bin
ausgebucht. Dabei habe ich so große Lust".
So ganz vertrauen die Landratten ihrem
elektronischen Segler allerdings noch nicht, denn
zwei Männer sollen in der Mini-Kajute hausen, um
zu sehen, ob der Computer auch richtig steuert.
800.000 Mark sind bisher in das Wasserfahrzeug
investiert worden.
Nach dem Start am Sonnabend um
13 Uhr am Bontekai der Jadewerft fährt eine
Stunde lang ein Begleitboot nebenher. Eine
Computerfirma dreht einen Film über das Schiff.
Bis Lissabon fährt in Küstennähe ein Kleinbus
mit. Abends soll das "RelationShip"
anlegen. Dann können Techniker von See und Land
ihre Erfahrungen austauschen. Am 5. Oktober 1999
soll das Computerschiff wieder Wilhelmshaven
erreichen.
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