Der
deutsch High-Tech-Segler "RelationShip"
ist am Samstag in Wilhelmshaven zur ersten Etappe
seiner Weltumsegelung in See gestochen. Nach
einer Probefahrt zur Expo nach Lissabon soll der
von der Fachhochschule Furtwangen entwickelte
Trimaran ab Mitte August als erstes Schiff
unbemannt - über Satelliten gesteuert - die
Weltmeere überqueren. Wilhelmshaven, 14. Juni (ap). Das
Projekt verbindet in idealer Weise Mensch, Natur
und Technik, sagte Thomas Borcholte,
Marketing-Chef der "Expo 2000 am Meer"
zu der Jungfernfahrt. Seine Organisation ist eine
der Sponsoren der rund drei Millionen Mark teuren
Forschungsfahrt, die sich weitgehend ohne
öffentliche Gelder finanziert.
Der im seefernen
Hochschulstädtchen im Schwarzwald entwickelte
Trimaran, der nach dem Willen seiner Erfinder
Seefahrtsgeschichte schreiben soll, ist elf Meter
lang und neun Meter breit. Bei der Abfahrt
quetschen sich zwar noch zwei der Konstrukteure
auf einen der Rümpfe, um dem Forschungssegler
die Kinderkrankheiten auszutreiben. Im August
allerdings wird es ernst für das Boot, das
Bundesaußenminister Klaus Kinkel als ein
"Stück deutscher Wagniskultur" gelobt
hat.
"Es ist ein unglaublich
komplexes System, mit dem wir uns aufs Meer
wagen, simulieren können", sagte Jürgen
Kubisch, einer der Entwickler. Bei der
unbemannten Weltumsegelung sollen nach Angaben
der Hochschule drei leistungsfähige Computer im
Hauptrumpf das Kommando übernehmen. Sie
bestimmen den Kurs und die Stellung der Segel aus
den Informationen über Windrichtung,
Windgeschwindigkeit und Seegang, die ihnen an
Bord verteilte Sensoren liefern. Mit Hilfe von
Hydraulikmotoren wird die Segelstellung
korrigiert,
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das
Ruder bedient und der eigens konstruierte
drehbare Glasfasermast in optimale Position
gebracht. Über eine
Satellitenanlage bleibt das Boot mit seinem
"Heimathafen" Furtwangen verbunden. Das
Navigations-System erlaubt es der Hochschulcrew,
die Position des Geisterbootes auf 50 Meter genau
zu orten. Eine zweite Verbindung dient dem
Ausguck: Sie überträgt die Bilder zweier
Videokameras an Bord nicht nur auf die
Bildschirme der Kommandozentralen, sondern auch
ins Internet.
Nach dem Ablegen in Lissabon
soll die "RelationShip" in geschätzten
280 Segeltagen mehr als 29 000 Seemeilen
zurücklegen. Nach einem ersten Stop auf den
Kanarischen Inseln folgen die Häfen von Kapstadt
(Südafrika), Fremantle (Australien), Auckland
(Neuseeland), Punta Arenas (Chile) und Rio de
Janeiro (Brasilien). Sofern Stürme, Eisberge,
Wale und andere Unbill den Trimaran unbeschadet
lassen, soll er planmäßig im Sommer 1999 die
Heimfahrt über den Atlantik nach Irland
antreten.
Vor den Küsten wird jeweils
eine Segelcrew das Boot sicher durch die
Zwölf-Meilen-Zone steuern. Auch für die letzten
730 Seemeilen von Irland nach Wilhelmshaven muß
aus seerechtlichen Gründen wieder eine Besatzung
an Bord sein.
Obwohl sich die
Hochschulkapitäne aus Furtwangen nur den
kleinsten Teil der Reise die Gischt ins Gesicht
wehen lassen, steht ihnen dennoch ein
stürmisches Jahr bevor. Immerhin kann bei dem
prestigeträchtigen Projekt einiges schiefgehen.
Mitinitiator Reiner Schmid zeigte sich allerdings
gelassen: "Wer die Unwägbarkeiten des
Projekts zählt, der hätte gar nicht erst
beginnen dürfen".
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