RelationShip 
 
Wilhelmshavener Zeitung  12. Februar 1998: Seite: 1 / 1
 

Computer segeln Trimaran über die Weltmeere 
 
Spekakuläres Projekt der Fachhochschule Furtwangen nimmt Gestalt an

(sal)Wilhelmshaven.
Ein ehrgeiziges und spektakuläres Projekt wurde im Februar des vergangenen Jahres an der Fachhochschule Furtwangen im Schwarzwald aus der Taufe gehoben: Der Trimaran 'TheRelationShip', der von Furtwangennaus unbemannt um die Welt gesteuert werden soll. Der Bootskörper, elf Meter lang und neun Meter breit, liegt seit Montag auf der Neuen Jadewerft, wo er ausgerüstet wird. Mitte Juli segelt das HighTech-Fahrzeug von Wilhelmshaven aus nach Lissabon, allerdings noch mit Besatzung. Von Portugal aus geht es unbemannt weiter. Zur Expo am Meer 2000 wird 'TheRelationShip' in Wilhelmshaven zurückerwartet.
Vertreter der Fachhochschule Furtwangen stellten ihr Projekt gestern auf der neuen Jadewerft zahlreichen Medienvertretern vor. Rückenstärkung erhielten die Furtwanger dabei von Außenminister Klaus Kinkel, der sich das von ihm hochgelobte Projekt einmal aus der Nähe betrachtete.
In die Umsetzung des Projekts, eine Idee von Prof. Dr. Reiner Schmid, sind inzwischen rund 200 Studierende sowie ein gutes Dutzend Professoren und Mitarbeiter eingebunden. Mit 'TheRelationShip' wollen sie ihren Traum, auf einer interdisziplinären Plattform gemeinsam etwas Innovatives, Einmaliges schaffen, HighTech- Produkt und Ereignis zugleich, verwirklichen. In diesem Sinne, so betonte gestern Prof. Martin Aichele, sei das Projekt real, gleichzeitig aber auch Symbol für Unternehmertum, Einsatzfreude und fachübergreifende Zusammenarbeit. Die wertvollste Fracht an Bord der 'RelationShip' sei die Botschaft von der weltweiten Völkerverständigung, verkündete Aichele.
 

___  Für den Bootskörper haben die Erbauer Fiberglas, Kohlefaser und Epoxydharz verwendet. Mit einer Verdrängung von knapp 2,5 Tonnen ist der Trimaran ein Leichtgewicht.
Für das einzige Segel ist eine Fläche von knapp 40 Quadratmetern geplant. Bei Windstärken von mehr als fünf Beaufort ersetzt der drehbare Flügelmast (fünf Quadratmeter Fläche) die Funktion des Segels.
Auf hoher See bilden Hochleistungscomputer die Crew. Sie sollen das regelrechte Verhalten auf See gewährleisten. Schwerpunkte bilden ein autonomes Steuerungssystem an Bord, das Entscheidungen fällt und umsetzt, sowie die Leitstandsysteme an der Hcohschule in Furtwangen, von wo aus 'TheRelationShip' rund um die Uhr überwacht und gefahren wird.
Segel setzen, bergen und reffen, Ausweich- und Segelmanöver fahren, beschleunigen und Kurs ändern, das soll der Trimaran ohne die helfende menschliche Hand schaffen. Nur wenn es ans An- oder Ablegen in einem Hafen geht, bekommt 'TheRelationShip' eine Besatzung, die das Schiff innerhalb der Zwölfmeilenzone führt.
Rein seerechtlich gilt der unbemannte Trimaran übrigens als Treibgut. Der 'fliegende Schwarzwälder' könnte jederzeit von anderen Schiffen weggeschleppt werden. Das Projektteam glaubt aber, durch die drei an Bord installierten Kameras gegen Übergriffe gefeit zu sein. Sie ermöglichen es zumindest, Piraten zu identifizieren. Die Kameras (und Radardetektoren) sollen ausserdem rechtzeitig andere Schiffe und Hindernisse erkennen, um Kollisionen zu verhindern.
An der Weltumsegelung des Trimarans kann, auch das gehört zum Projekt, jedermann teilnehmen, und zwar via Internet. Das gesamte Unternehmen soll dort dargestellt werden.

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