RelationShip

Südwestpresse 08. Jan. 1998: Seite: 1 / 1

Fachhochschule / Projekt ‘RelationShip’

Furtwanger Trimaran geht in die Luft

‘Geisterschiff’ mit Hubschrauber emporgehievt

Furtwangen. Guter Start für den Trimaran trotz Verspätung. Das an der Furtwanger Fachhochschule entwickelte Schiff ging gestern vor rund 500 Zuschauern am Haken eines Bundeswehrhubschraubers von Furtwangen aus auf die Reise nach Breisach. Es soll ohne Besatzung und ferngesteuert die Erde ein Jahr lang umrunden.

Bis zuletzt ungewiß blieb gestern der Start des Trimaran ‘ RelationShip’ zu seinem Jungfernflug. Obwohl der Sturm der vergangenen Tage sich bereits in der Nacht gelegt hatte, beauftragte Major Horst Rieker vom Heeresfliegerregiment 25 den Hubschrauberpiloten mit einem Erkundungsflug, um die noch vorhandenen Luftturbulenzen auf dem Weg nach Breisach auszuloten.

Genau um 13.53 Uhr dann startet der große HC 53-Hubschrauber des Heeres mit seiner kostbaren Fracht Richtung Neueck. Rund 500 Schaulustige, die seit mehreren Stunden vor dem Horray-Gebäude der Fachhochschule ausgeharrt hatten, begleiteten den ‘Stapellauf zur Luft’ des elf Meter langen und gut drei Tonnen schweren Forschungsschiffs mit Jubel.

Trotz des regnerischen Wetters hatte bereits am Vormittag Gedränge auf dem Studentenparkplatz geherrscht, als die Ehefrau des Ministerpräsidenten, Edeltraud Teufel, den Trimaran zünftig mit einer Flasche Sekt auf den Namen ‘RelationShip’ taufte.

‘Es erfüllt sich ein Menscheitstraum, die ganze Welt zu umsegeln’, sagte Frau Teufel ‘und dennoch bleibt das Schiff dank moderner Technik wie über eine Nabelschnur mit der Fachhochschule verbunden.’ Mit guten Wünschen und einem alten friesischen Sprichwort schickte sie das Schiff auf seine große Reise.

Um Gottes Segen für das kühne Projekt der unbemannten Weltumseglung, für das Schiff und seine Erbauer hat anschließend Pater Bernhard Kuhn. Neben Edeltraud Teufel und Thomas Teufel, dem Sohn des Ministerpräsidenten, der selbst Absolvent der Furtwanger Fachhochschule ist, konnte Rektor Professor Dr. Walter Zahradnik auch Landrat Karl Heim, Bürgermeister Richard Krieg, die Bundestagsabgeordneten Christa Lörcher und Meinrad Belle, den Schönwälder Bürgermeister

___ Hans-Georg Schmidt und viele andere Ehrengäste zu feierlichen Schifftaufe begrüßen.

Erwin Teufel gratulierte


Ministerpräsident Teufel hatte sich mit Hinweis auf die anstehenden Haushaltsberatungen entschuldigt. In einem Glückwunschschreiben gratulierte der Schirmherr des Projekts für die ‘technologische Spitzenleistung’, mit der die Fachhochschule ‘einmal mehr Pionierarbeit geleistet’ habe. In Zeiten verstärkten Wettbewerbs um Studienbewerber aber auch um qualifiziertes Personal müsse gerade eine kleine, dezentrale Hochschule mit verstärkten Anstrengungen auf ihr Potential aufmerksam machen, sagte Professor Zahradnik in seiner Festansprache.

Professor Dr. Reiner Schmid, der vor knapp einem Jahr die Idee geboren hatte, ein autonomes Schiff zu bauen, um damit erstmals unbemannt die Welt zu umsegeln, umschrieb noch einmal den Sinn des Hochschulprojekts über die dafür nötigen technischen Entwicklungen hinaus: Bindungen sollen geschaffen und Verbindungen gepflegt werden.

Für das auf mittlerweile gut 180 Köpfe angewachsene Trimaran-Team blieb auch der Nachmittag des gestrigen Tages spannend. Weit schwieriger als der Start in Furtwangen, so betonte technischer Leiter Lothar Jessat, sei die Aufgabe, das Schiff vom Hubschrauber aus im Rhein zu Wasser zulassen. Dort stand eine Abordnung der Fachhochschule bereit, das Schiff in Empfang zu nehmen und mehr als ein Dutzend Boote der deutschen und der französischen Wasserschutzpolizei, um den Trimaran bei seinem Stapellauf zu Wasser zu begleiten.

Kurz vor 16 Uhr kam die erlösende Meldung, daß der Hubschrauber mit seiner riskanten Fracht wohlbehalten in Breisach gelandet ist.

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