Das
erste autonome Schiff der Welt soll ab Mitte
April auf drei Rümpfen über die Ozeane segeln.
An der Fachhochschule Furtwangen wurde vor gut
einem Jahr die Idee geboren, ein unbemanntes
Schiff auf die Reise um den Globus zu schicken.
Ein Trimaran sollte es sein, ein schlankes,
schnelles und doch kentersicheres Schiff, das
geeignet ist, auch den schwierigen Wetterlagen
südlicher Breiten zu trotzen. Moderne Rechner
geben die Kommandos zur Wende oder zum Reffen der
Segel, wenn auf dem Ozean schweres Wetter droht,
denn kein Mensch ist an Bord. Trotzdem bleibt das
Boot mit Hilfe des weltweiten
Inmarsat-Satellitennetzes wie über eine
Nabelschnur mit seinem Heimathafen Furtwangen
verbunden. In der Kommandozentrale mitten im
Schwarzwald wird nach dem Start Tag un Nacht der
Kurs des Schiffes überwacht. Ein
Satelliten-Navigations-System (GPS, Global
Positioning System) erlaubt es den
Hochschulkapitänen, seine Position auf 50 Meter
genau zu orten. Informationen über
Windgeschwindigkeit, Windstärke und Seegang
liefern die Sensoren an Bord direkt auf die
Bildschirme. Eine zweite Inmarsatverbindung im
Ausguck überträgt die Bilder zweier
Video-Kameras an Bord nicht nur auf die Monitore
der Kommandozentrale, sondern auch ins weltweite
Internet. Virtuelle Skipper in aller Welt können
so bei dem abenteuerlichen Törn life dabei sein. Der Hochschullehrer und Hochseesegler
Professor Reiner Schmid war der Ideengeber für
den virtuellen Trip um die Welt. Mehr als 200
fleißige Hände ließen seine Vision in
monatelanger Arbeit Gestalt annehmen. Aus
geleimten Zedernholzlatten bauten sie nach
Plänen des Amerikaners Dick Newick die drei
Rümpfe des 11,30 Meter langen und 9,20 breiten
Trimarans, laminierten sie von innen und außen
mit Glas-Kohle-Faser und Epoxid-Harz. Studenten,
Professoren und Mitarbeiter der Fachhochschule
hantierten nicht nur mit Säge und Schleifpapier.
Sie grübelten über der Architektur der
Satelliten-Kommunikation, feilten an der
Hydraulik für Schwert, Ruder und Segel,
wappneten die Photovoltaik-Anlage, die das Schiff
mit Energie versorgen soll, gegen die Rauhen
Bedingungen auf hoher See. Ein kritischer Faktor
war von Anfang an das Geld. Mit einem Sartkapital
von 18 000 Mark aus der Kasse eines
Freundeskreises gingen die Schiffsbauer im Juni
vergangenen Jahres an das Drei-Millionen-Projekt.
Eine große Zahl von Sponsoren, die ehrenamtliche
Arbeit vieler und ein gehöriges Quantim an
Begeisterung rettete das Projekt über die
Bauphase.
Im Januar wurde das Schiff in
Furtwangen auf den Namen "The
RelationShip" getauft, bevor ein
Lastenhubschrauber der Bundeswehr die drei Tonnen
schwere Fracht über die Schwarzwaldgipfel hinweg
ans Breisacher Rheinufer transportierte. Von hier
aus ging es - von Menschenhand gesteuert -
rheinabwärts richtung Düsseldorf. Dort zog das
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Schiff
auf der "boot" die Aufmerksamkeit der
Fachwelt auf sich. Auf der Jadewerft in
Wilhelmshaven ging es danach an den Endausbau,
der zur Zeit noch läuft. Ausgerüstet
mit Rechnern im Wert von rund einer Viertel
Million Mark, die ein Computer-Hersteller der
Fachhochschule gestiftet hat, mit eigens
entwickeltem, dreh- und schwenkbarem
Kohlefaser-Mast und einem 38
Quadratmeter-Hauptsegel sticht die RelationShip
vermutlich Mitte April (so Professor Schmid) in
See in Richtung Lissabonn. Auf dem Weg dorthin
soll sie, zunächst noch mit Besatzung, ihre
Hochseetauglichkeit beweisen. Nach der EXPO in
der portugiesischen Hauptstadt fällt im Juni der
Startschuss für den Törn um die Welt.
Eine Versorgungscrew segelt das
Schiff "von Hand" aus der
Zwölfmeilenzone und gibt das Kommando dann an
die Besatzung der Leitstelle im Schwarzwald
weiter, die es rund um die Uhr kontrolliert und
zum nächsten Zielhafen dirigiert.Ziel der ersten
unbemannten Etappe ist die Atlantikinsel Madeira.
Weiter führt die insgesamt 29 000 Seemeilen
lange Reise in Richtung Süden, westlich von
Afrika über das Kap der guten Hoffnung ostwärts
nach Australien und Neuseeland, durch den Pazifik
zur Südspitze Amerikas ( im Gebiet der
Magellanstraße mit Besatzung). Von da aus geht
die Fahrt entlang der Südamerikanischen
Ostküste und durch die Karibik und den Atlantik
nach New York und von da aus zurück nach Irland.
Hier soll wieder eine Besatzung das Schiff
übernehmen und nach Wilhelmshaven zurück
bringen, wo es im August / September 1999
eintreffen soll.
Professor Rolf Katzsch und
seinem Kollegen Reiner Schmid geht es darum, neue
Wege der automatischen Steuerung und die
Fernsteuerung autonomer Systeme zu erforschen.
Ebenso wichtig wie die technische Innovation ist
es den Vätern der RelationShip, alle
Fachbereiche ihrer Hochschule in ein gemeisames
Projekt zu integrieren.
Seereise im Internet
Jeder, der über einen
Anschluß verfügt, kann die Reise des Trimarans
RelationShip per Internet verfolgen. Die Adresse
lautet
http://www.relationship.fh-furtwangen.de
. Hier gibt es zahlreiche Informationen über die
Ziele des Projekts, Technik und Bootsbau,
Wetterkunde, den Zeitplan. Links führen
zahlreiche Web-Seiten zum Thema Seefahrt. Nicht
zu vergessen: Eine Karte gibt nach dem Start
stets die aktuelle Position der RelationShip an,
und per Videokamera im Ausguck des Trimarans
werden über Satellit laufend Bilder von der
Fahrt ins Internet gespeist.
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