Ein
Schiff wird kommen . . ., doch das bringt nicht
den einen, sondern gar keinen wenn alles so
läuft, wie Volker Möhlmann es sich vorstellt.
Wir werden die ersten sein, die mit einem
unbemannten Boot die Welt umsegeln, erklärt
stolz der Ingenieur aus dem kleinen Ort
Furtwangen im Schwarzwald. RelationShip heißt der 11,3 Meter lange
Trimaran, der an der Fachhochschule Furtwangen
gebaut und auf der Messe Boot vergangene Woche in
Düsseldorf erstmals der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde. Statt einer Besatzung trägt
der schwimmende Untersatz drei
Hochleistungscomputer und drei Kameras. Ein
Trimaran ist eine extrem kentersichere Bootsform,
denn der schlanke Mittelrumpf ist von zwei festen
Auslegern flankiert. Für flottes Tempo bis zu 50
Kilometer pro Stunde sorgt ein dreizehn Meter
hoher Mast aus Kohlefaser, an dem 53 Quadratmeter
Segelfläche aufgezogen werden können.
Im Juni 1998 soll die
Konstruktion von Lissabon, dem Ort der
Weltausstellung, zu einer zwei Jahre dauernden
Reise über die Weltmeere aufbrechen, um ihre
einsame Mission dann auf der Expo 2000 in
Hannover zu beenden. 160 Studenten und acht
Professoren aus allen Fachbereichen der
Fachhochschule Furtwangen haben das Boot gebaut,
Software entwickelt oder Sponsoren für das drei
Millionen Mark teure Projekt geworben.
Doch wie findet RelationShip
seinen Weg ? Satelliten des Global Positioning
Systems (GPS) lokalisieren den Trimaran und
funken dessen Position an zwei
Steuerungszentralen in Furtwangen, die rund um
die Uhr besetzt sein werden. Computer ermitteln
den genauen Kurs und geben ihn über Satellit an
die Bordrechner weiter. Gesteuert wird der Mast
hydraulisch, den Strom liefern Solarzellen
beziehungsweise produziert ein kleines
Dieselaggregat.
Zugleich empfangen die
Steuerungsrechner über die Kameras des Schiffes
stets aktuelle Bilder von dessen jeweiliger
Umgebung. Für den Normalbetrieb reicht dabei
Inmarsat-C ein Satellitensystem, das für den
Seenotruf entwickelt wurde. Es überträgt
Informationen mit einer Geschwindigkeit von 600
Bit pro Sekunde.
|
___
|
Eine
weitere Idee der Furtwängler ließe sich mit
einer so geringen Bildübertragungsrate
allerdings nicht realisieren, wie Möhlmann
weiß: Wir wollen regelmäßig Bilder von Bord
der RelationShip in das Internet stellen. Rund um
den Globus wird dann jeder, der möchte,
pazifische Sonnenuntergänge oder atlantische
Stürme beobachten können Surfen im Netz wird
damit sprichwörtlich. Zwei hochauflösende
Kameras werden diese Bilder über ein
Inmarsat-M-System mit 2,4 Kilobyte pro Sekunde
ausstrahlen (http://www.fh-furtwangen. de). Doch RelationShip ist nicht einfach nur
die überdimensionale High-Tech-Variante eines
ferngesteuerten Modellbootes. Vielmehr kann das
Schiff sich innerhalb der vorgegebenen Parameter
auch selbst steuern. Es geht an Bord genauso zu
wie auf einem bemannten Schiff. Es gibt zum
Beispiel einen virtuellen Kapitän und einen
virtuellen Rudergänger.
Volker Möhlmann ist stolz auf
die ausgeklügelten Programme und Sensoren, mit
denen RelationShip sich selbständig an
veränderte Wetterbedingungen oder unerwartete
Hindernisse anpaßt. Die Bordsysteme sind so
programmiert, daß sie den optimalen Weg auch
selber finden können. Nur in Extremsituationen,
sollte beispielsweise ein Riesentanker auf
Kollisionskurs gehen, muß die Leitstelle lenkend
eingreifen. Allerdings ist so etwas wenig
wahrscheinlich, denn der Kurs der RelationShip
wird abseits der befahrenen Routen verlaufen.
Ein wenig mehr Sorgen macht den
Professoren und Studenten der Fachhochschule
Furtwangen ein rechtliches Problem. Das
unbemannte Schiff fällt nämlich in die
Kategorie Treibgut. Und das kann sich theoretisch
jeder aneignen. Einstiegsluke und Instrumente des
Dreirümpflers sind deshalb durch spezielle
elektronischeZugangskontrollverfahren gesichert.
Allerdings: Wer würde es schon riskieren, das
Schiff zu stehlen, wenn ihm dabeiTausende im
Internet zusehen? KAY MÜLLGES
|