RelationShip

Rheinische Post 13. Jan 1998: Seite: 1 / 1

Ein unbemannter Trimaran bereist die Weltmeere

Im Trockenen surfend Kap Hoorn umsegeln

Von JOACHIM PREUSS

Ein unbemannter deutscher Trimaran soll ab Juni 1998 ferngesteuert um die Welt segeln. An Bord der "RelationShip" sind zwei bewegliche Videokameras, die ihre Bilder über das Inmarsat-Satellitensystem direkt an zwei ständig besetzte Leitstellen im Schwarzwald senden. Studenten der Hochschule Furtwangen wollen mit diesem Projekt neue Wege der Fernsteuerung autonomer Systeme erproben. Die Bilder werden live auch ins Internet eingespielt: Surfe können so auf dem Geisterschiff mitsollen - ob in den stürmischen "Roaring Forties" oder in den Kalmen der "Roßbreiten" .

Das aus einem Hauptrumpf und zwei Seitenauslegern bestehende Leichtbau-Boot entsteht zur Zeit in einer Halle auf dem Campus in Furtwangen. Ein Bundeswehrhubschrauber hat den 11,3 Meter langen und 9,5 Meter breiten Trimaran kürzlich zum Rhein geflogen, denn während der boot '98 in Düsseldorf (17. bis 25. Januar) kann der Hochseesegler in Halle 14 bestaunt werden.

Nach der Messe wird's dann ernst: Eine Studenten-Crew wird im März oder April das Schiff nach Lissabon segeln: Bei dem Test-Törn sollen die Segel und die satellitengestützte Navigationsanlage getrimmt werden. Das Rigg besteht aus einem 13 Meter hohen drehbaren Kohlefaserflügelmast. Das Vor- und das Großsegel sind jeweils aufrollbar und haben zusammen einen Segelfläche von nur 53 Quadratmetern - sehr sicher auch bei viel Wind, aber

___ dennoch ausreichend, um die schnelle Trimaran-Konstruktion auf vermutlich über zehn Knoten Fahrt (rund 19 Kilometer pro Stunde) zu beschleunigen. Die Stromversorgung an Bord übernimmt ein 20 Quadratmeter großes Solarpanel.

Nach der EXPO '98 in Lissabon heißt es dann "Leinen los" für den ersten unbemannten "Schlag" nach Kapstadt in Südafrika. Weitere Ziele sind Australien, Neuseeland, Südamerika und Nordamerika. Im September 1999 wird die "RelationShip" zurückerwartet.

Schon jetzt gibt's
http://www.relationship.de
Web-Bilder vom Bau.

Zusatz: Segelführung und Navigation

Die Segel der "RelationShip" werden je nach Windstärke vom Bordcomputer gerefft, der auch Manöver wie Halsen und Wenden steuert. Der Trimaran wird von den beiden Leitstellen im Schwarzwald nur auf freier See ferngesteuert: Jeweils innerhalb der Zwölf-Meilen-Zonen, beim Ein- und Auslaufen, ist eine echte Crew aus Fleisch und Blut an Bord, um "Kleinholz" zu vermeiden. Auch die schwierige Passage der Magellan-Straße (es geht also wohl nicht ums Kap Hoorn) wird von einer echten Crew bewältigt.

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