RelationShip

Eßlinger Zeitung 31. Jan. 1998: Seite: 1 / 1

Segelboot ohne Crew um die Welt

Drei Computer sollen das "Geisterschiff" steuern

Von Andreas Rehnolt

Düsseldorf - Ein unbemanntes Segelboot soll im Juni diesen Jahres zu einer Reise rund um die Erde starten. Das Schiff mit dem Namen "RelationShip" ist ein ferngesteuertes Leichtbauboot, das noch bis diesen Sonntag auf der Internationalen Bootsmesse in Düsseldorf zu sehen ist.

Das Drei-Rumpf-Boot, ein sogenannter Trimaran, wurde von Studenten der Fachhochschule Furtwangen entwickelt und hat nach Angaben von Dekan Reiner Schmidt bewegliche Videokameras an Bord, die die Bilder über Satellit direkt an zwei ständig besetzte Leitstellen im Schwarzwald senden. Drei Computer bilden auf hoher See sozusagen die Crew des gut elf Meter langen und angeblich unsinkbaren Schiffs, das nach Beginn der diesjährigen EXPO im Sommer in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon zu seiner Reise auf den Weltmeeren starten wird.

Ausnahme: Magellan-Straße

Erste Station der insgesamt 30 000 Seemeilen langen Fahrt des "Geisterschiffs" wird Kapstadt sein. Weitere Stationen der ersten unbemannten Schiffsreise um die Erde sind das australische Fremantele, Auckland auf Neuseeland, Punta Arenas an der Südspitze Argentiniens, Rio de Janeiro, New York, Irland und schließlich Wilhelmshaven. So ganz ohne reale Besatzungsmitglieder kommt der Trimaran aber nach Angaben von Schmidt nicht aus. So sollen die Computer bei der Fahrt des Schiffs durch die Magellan-Straße aus Sicherheitsgründen durch eine Crew aus Fleisch und Blut unterstützt werden.

___ Auch beim An- und Auslaufen aus den Häfen soll eine echte Mannschaft helfen, die "RelationShip" ohne Blessuren durchs Wasser zu kriegen, hieß es in Düsseldorf. Die Kommunikation zwischen Boot und Leitzentrale findet über zwei Inmarsat-Kanäle statt. Rund um die Uhr wird das "Geisterschiff" nach Angaben von Schmidt kontrolliert und zur Zwölf-Meilen-Zone des nächsten Zielhafens dirigiert, wo dann wieder eine menschliche Crew an Bord geht.

Position des Schiffs, Wind und Seegang bilden mit den Karten- und Wetterinformationen die Grundlage für Entscheidungen in der Leitzentrale, die zu Eingriffen in die Steuermechanismen auf dem Trimaran führen können. Kritische Vorgänge wie Raffen der Segel oder Wendemanöver führen die installierten Rechner selbständig aus. Die Bilder vom Schiff werden live ins Internet gespeist, so daß Internet-Surfer auf dem Schiff virtuell mitsegeln können.

Die Homepage für alle diejenigen, die virtuell mit an Bord sein wollen, lautet: http://www.fh-furtwangen.de. Das Boot besteht aus dem Hauptrumpf und zwei Seitenauslegern und ist 9,5 Meter breit. Bei der Schiffsreise nach Lissabon im März sollen die Segel und die Navigationsanlage getestet werden. Vor- und Großsegel sind nach Angaben der Hersteller aufrollbar und haben eine Gesamtsegelfläche von 53 Quadratmetern. Das Boot soll zehn Knoten, also rund 19 Kilometer pro Stunde schnell sein.

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