Von
unserem Mitarbeiter Jürgen Ruf Der Schirmherr des Projekts findet
große Worte. Solche Ideen bringen unser
Land voran, sagt Erwin Teufel,
baden-württembergischer Ministerpräsident und
CDU-Landtagsabgeordneter im
Schwarzwald-Baar-Kreis. Deshalb habe er sich für
das ehrgeizige Vorhaben RelationShip
begeistern lassen. Das Projekt, für das Teufel
die Werbetrommel rührt, ist in der Tat einmalig
in der Geschichte der Schiffahrt. Denn mit einem
11,30 Meter langen und 9,50 Meter breiten
Trimaran wagt sich die Furtwanger Fachhochschule
aufs Meer. Das Neue daran: Das dreirümpfige
Gefährt, an dem Studenten und Professoren seit
einem halben Jahr basteln, soll unbemannt und
ferngesteuert die Welt umsegeln. Heute wird das
2,5 Tonnen schwere Schiff von einem
Transporthubschrauber der Bundeswehr an die Leine
genommen und von Furtwangen an den Rhein bei
Breisach geflogen. Vorausgesetzt, das Wetter
spielt mit.
Die Idee für den Bau des
Trimarans hatte der 47jährige Professor Reiner
Schmid. Der leidenschaftliche Hobbysegler wollte
mit dieser spektakulären Aktion für die FH
Furtwangen Werbung machen. Die Idee einer
Weltumseglung faszinierte Studenten und
Professoren gleichermaßen. Besonders, weil jeder
teilhaben kann. Per Internet können
Segelbegeisterte anheuern und mitsurfen.
Mitglieder aller acht
Fachbereiche beteiligten sich am Trimaran-Bau.
Aus dem Modell im Maßstab 1:10 ist mittlerweile
ein segelfähiges Schiff geworden, 160 Studenten
sowie zahlreiche Professoren und Techniker legten
Hand an. Eine besondere Gleitfähigkeit,
Stabilität und Schnelligkeit zeichnen den
Trimaran aus. Bei guten Bedingungen erreicht die
Konstruktion aus Zedernholz, glas- und Kohlefaser
eine Höchstgeschwindigkeit von 40
Stundenkilometern.
Gesteuert wird das
menschenleere Boot - die Crew besteht aus drei
Computern - per Satellit. Zwei Rechenzentren in
Furtwangen und Villingen-Schwenningen werden rund
um die Uhr besetzt sein. Die Bilder der
Entdeckungsfahrt werden direkt ins Internet
übertragen. Zu diesem Zweck wurden zwei
Videokameras mit Schwenk- und Neigeköpfen an
Bord installiert. Wer mehr wissen will, kann sich
per Mausklick über die Kursdaten, das Wetter und
die weitere Route informieren. Den Strom für die
auf dem Schiff befindlichen Geräte liefern
sturmsichere Sonnenkollektoren. Das ist
eine noch nie verwirklichte Vision,
schwärmt Schmid: Für
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Hunderttausende
wird ein Traum wahr, sie können die Welt
umsegeln, einen Atlantik-Sonnenuntergang oder
einen Orkan live miterleben. Von Breisach aus wird der
High-Tech-Trimaran - zunächst noch bemannt -
Kurs auf Düsseldorf nehmen. Dort wird er am 17.
Januar auf der weltweit größten Fachmesse
boot der Öffentlichkeit vorgestellt,
anschließend wird auf der EXPO 98 in
Lissabon ausgestellt. Danach geht es auf hohe
See. Die geplante Reiseroute: Südafrika,
Australien, Süd- und Nordamerika. Bei
Zwischenstopps in Kapstadt, Neuseeland, Santiago
de Chile, Buenos Aires, Rio de Janeiro, New York
und Irland soll die Technik überprüft werden.
Im September 1999 wird der Furtwanger Trimaran in
die Uhrmacherstadt zurückkehren - wenn er denn
den Wellen trotzt.
Von der öffentlichen Hand gibt
es für das drei Millionen Mark teure Vorhaben
keinen Pfennig. Im Gegenteil: Die Bundeswehr
kassiert für den Transport von Furtwangen nach
Breisach, der den Einsatz mehrerer Helikopter
erfordert, insgesamt 17 400 Mark.
Weil sich der Staat
zurückhält, ist das Prestigeprojekt auf
Sponsoren aus der Wirtschaft angewiesen.
Unternehmen wurde die Möglichkeit eingeräumt,
an den Rümpfen und auf dem Großsegel Werbung zu
plazieren. Außerdem schoß die
Fördergesellschaft der FH 20 000 Mark zu, und
Studenten konnten Anteilscheine von 100 Mark
kaufen. Zusätzliches Geld soll durch die
Vermarktung von T-Shirts und anderen
Fanartikeln hereinkommen. Wir
müssen
betteln gehen, damit unser
Projekt realisiert werden kann, sagt
Wirtschaftsinformatiker Rolf Katzsch. Ohne
die Hilfe der Sponsoren, hätten wir nicht einmal
ein Schräubchen finanzieren können.
Der Schirmherr hält auch dies
für zukunftsweisend. Wir wollen unsere
Hochschulen auch in finanzieller Sicht
unabhängiger machen, sagt Erwin Teufel. Am
Beispiel des Trimarans zeigte sich, daß
gute und innovative Ideen von der
Wirtschaft tatkräftig unterstützt
werden. Teufels Schlußfolgerung:
Dies ist der Weg, den die Hochschule gehen
müssen, damit wir eine dauerhafte Verzahnung
zwischen Wirtschaft und Hochschule
erreichen. Die Show will sich der Politiker
aber nicht stehlen lassen. Die Festrede zum
Stapellauf wird er selbst halten. Die Taufe des
Trimarans übernimmt Ehefrau Edeltraud.
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