RelationShip

Stuttgarter Zeitung 08.12.1997: Seite: 1 / 1

Ferngesteuertes Segelboot aus dem Schwarzwald

Fachhochschule Furtwangen wagt sich mit einem elf Meter langen Trimaran aufs Meer

FURTWANGEN, Schwarzwald-Baar-Kreis (lsw). Die Premiere eines unbemannten, ferngesteuerten Trimarans, der die Ozeane befahren soll, ist für die Schiffahrt etwas Besonderes. Das 11,30 Meter lange und 9,50 Meter breite Bauwerk ‘RelationShip’ der Fachhochschule Furtwangen(FHF) wird am 7. Januar von einem Bundeswehr-Hubschrauber an die Leine genommen und an den Rhein geflogen. Im Beisein des Schirmherrn, Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel(CDU), wird das fast 2,5 Tonnen schwere Ungetüm bei Breisach zu Wasser gelassen.

Dies soll der vorläufige Höhepunkt eines ehrgeizigen Vorhabens der FHF sein. Später wird der Trimaran, der auf drei Rümpfen über das Wasser gleitet, auch auf dem Meer fahren. Ziel des Projekts ist es, zu zeigen, daß die unbemannte Schiffahrt und die Fernsteuerung per Computer über tausende Kilometer hinweg möglich sind. Das Projekt ‘RelationShip’ (Beziehungsschiff) begann als Beispiel für eine zielgerichtete, Fächerübergreifende Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und als pfiffige Marketingidee. Forscher und Studenten aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik der Fachhochschule waren dran beteiligt. An Bord des Trimarans wird keine Mannschaft zu finden sein; denn die Crew besteht nur aus drei Computern, die per Satellit mi den Rechenzentrum der FHF verbunden sind.

Mögliche Schwierigkeiten - und davon sind jede

___ Mögliche Schwierigkeiten - und davon sind jede Menge denkbar - müssen vom Zentralrechner in Furtwangen behoben werden. Ein besonderer Gag des Projekts: Internet-Surfer können die Reise des Trimarans rund um die Welt mit Videobildern und Kursdaten live verfolgen; dazu sind zwei Videokameras an Bord installiert. Viel mehr als Bilder einer mehr oder weniger bewegten Wasseroberfläche der Ozeane sind allerdings nicht zu erwarten.

Die Projektkosten betragen nach Angaben des Projektleiters und Wirtschaftsinformatikers Rolf Katzsch drei Millionen Mark. Die reinen Ausgaben belaufen sich aber nur auf 500 000 Mark, da die Arbeitszeit von Studenten und Hochschulpersonal nicht in die Kalkulation einfließt. Das Geld stammt aus öffentlichen Kassen und von Sponsoren; Katzsch sieht aber noch weiteren Bedarf. Studenten konnten Anteilscheine von 100 Mark erwerben; die Fördergesellschaft der FHF legte 20 000 Mark darauf. Zusätzliches Geld soll durch die Vermarktung von T-Shirts und anderen ‘Fanartikeln’ hereinkommen.

Von Breisach führt die Reise der ‘RelationShip’ den Rhein hinunter nach Düsseldorf, wo sie am 17. Januar bei der Fachmesse ‘boot’ öffentlich vorgestellt wird. Danach geht es auf hohe See. Die geplante Reiseroute: Südafrika, Australien, Süd- und Nordamerika. Im September 1999 soll der Trimaran wieder zurückkehren - wenn er denn dem Wind und den Wellen trotzt.

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