Ein unbemannter
Trimaran soll im nächsten Jahr den Atlantik
umrunden. Drei Computer bilden die Crew des
dreigeteilten Rennsegelbootes. Die Rechner stehen
im Schwarzwald - in der Fachhochschule
Furtwangen. Hunderttausende können mitsegeln:
Kursdaten und Videobilder werden vom Schiff ins
Internet übertragen. FURTWANGEN. Professoren
und Studenten der FH Furtwangen wollen die
ferngesteuerte Realität des Hochseetrimarans auf
dem rauhen Atlantik mit der virtuellen Onlinewelt
verknüpfen. "Real reality - eine noch nie
verwirklichte Vision", benennt Prof. Reiner
Schmid das Experiment. Ursprünglich war es eine
Marketingidee zur Steigerung der Popularität der
Schwarzwälder Ingenieur- und
Informatikerschmiede. Binnen weniger Wochen wuchs
die Idee zu einem internationalen
Kooperationsmodell, für das jetzt Sponsoren aus
der Industrie gesucht werden. Geld soll auch ein
Internet-Shop mit dem Namen Real Reality
einbringen, der von Prof. Anton Illik, Experte
für Online-Marketing und elektronische Märkte,
entwickelt wird.
In den Regalen
des virtuellen Fanartikelgeschäfts werden
T-Shirts mit aufgedruckten Fotos vom Trimaran,
Teleskope, Kompasse und Ausrüstungsteile für
Segelsport angeboten. "Eine große
Firma" wie die Fachhochschule Furtwangen mit
ihren 2200 Studenten und 130 Professoren braucht
etwas, das zusammenschweißt, wo jeder mitmacht
und seine Interessen und Fähigkeiten
einbringt", beschwört Reiner Schmid,
Ideengeber, Hobbysegler und Experte für
Informationssyteme, den Korpsgeist.
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Sein Kollege
Manfred Bues, Wirtschaftsinformatiker und
Leiter des Rechenzentrums, spricht von
einer "speziellen
Informatik-Kultur" der Furtwanger
Hochschule, die es nach draußen zu
tragen gelte. Diese Kultur bestehe in der
Anwendungsbezogenheit von Lehre und
Studium. Bues sagt: "Wir gehen nicht
ins Labor, wir simulieren nicht. Wir
gehen in die Praxis". Beispielsweise
testen die Diplomanden neue Produkte der
Rechner- und Softwarehersteller im
industriellen Alltagsbetrieb auf ihren
praktischen Nutzwert. Dass die FH
Furtwangen zu den fünf besten
Informatik-Fakultäten im
deutschsprachigen Raum zählt,
bestätigte im März eine
Expertenbefragung der Zeitschrift
Computerwoche und der Hamburger
Beratungsgesellschft Westerwelle &
Partner. Welchen praktischen Nutzwert der
virtuelle und reelle Segeltörn des
ferngesteuerten Trimarans für die
Industrie haben wird, vermögen die
Professoren noch nicht zu sagen.
"Wir sehen es als Herausforderung,
neue Maßstäbe in internationaler
Zusammenarbeit, technischen Leistungen
und persönlichem Erfahrungsaustausch zu
setzen", beschreibt Projektmanager
Prof. Rolf Katsch ein zunächst
allgemeines Ziel.
Reiner
Schmid will mit dem Projekt kreatives
Denken initiieren, Ideen für neue
Märkte entwickeln und den
Wirtschaftsstandort Deutschland zu neuen
Leistungen herausfordern. Er hofft,
Firmen begeistern zu können, die z.B.
meereswassertaugliche Solarzellen
entwickeln und testen wollen oder
spezielle Batterien. Es könne auch
Schnittstellen zwischen elektronischer
Navigations-, Kommunikations-,
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